Bundesregierung zeigt sich unbeeindruckt von Putins neuen Drohgebärden

Auf die jüngsten angstschürenden Aussagen von Wladimir Putin reagiert Berlin gelassen – Moskaus Ton kennt man, aber zittert deshalb nicht mehr.

vor 58 Minuten | 17 mal gelesen

Es ist manchmal schon erstaunlich: Da donnert der russische Präsident mal wieder los, streut martialische Satzfetzen in Richtung Europa – und in Berlin hebt kaum jemand eine Augenbraue. Steffen Meyer, einer der Sprecher der Bundesregierung, schüttelte am Mittwoch beinahe hörbar den Kopf. Putin habe ein weiteres Mal die altbekannten Parolen aufs Parkett gebracht. Im Kern: Der Westen bedrohe Russland. Das Narrativ ist nicht neu und auch nicht sonderlich kreativ, ehrlich gesagt. Nato und Europa – mit Betonung auf ein gemeinsames Leben in Frieden und Freiheit – sehen sich weiter als Boygroup der Deeskalation. Was die letzten Monate an Waffenlieferungen und der Aufrüstungswelle betrifft – laut Meyer sind das unangenehme, aber notwendige Antworten auf Moskaus Überfall auf die Ukraine. Hinzu kämen hybride Kriegsführung und allerlei andere Attacken, die sich nicht immer so leicht einsortieren lassen. Die Bundesregierung will sich von Putins Rhetorik nicht kirre machen lassen. Eigentlich, so merkt Meyer spitz an, sei diese russische Kommunikationsstrategie auch nicht ganz frei von Ironie. Während aus Moskau der Friedensengel gespielt werde, kracht es Nacht für Nacht in der Ukraine auf zivile Gebäude. Der Regierungssprecher sieht deshalb keinen Grund, sich belehren zu lassen – schließlich stehe Europa aufseiten von Freiheit und Frieden. Putin hatte zuvor in einem Fernsehinterview erneut das Szenario eines großen Krieges mit Europa angeschnitten. Natürlich habe Russland keinerlei Angriffslust, behauptet er. Doch gleichzeitig kommt seine Aussage – sollte Europa losschlagen, stehe Russland Gewehr bei Fuß. Zeitverlust werde es dann keinen geben, im Gegenteil: Die Lage könne eskalieren, schneller als gedacht. Im Vergleich mit der Ukraine werde es mit Europa – das zumindest schwingt drohend mit – sehr viel unbarmherziger zur Sache gehen. Anspielungen auf einen möglichen Atomschlag wirken dabei unverhohlen. Wer am Ende noch zum Reden übrig ist, lässt Putin offen – und das klingt, ehrlich gesagt, beunruhigend genug.

Wie erwartet spielt die Bundesregierung die erneuten Drohungen Putins herunter und verweist auf die schon lange bekannte russische Rhetorik. Regierungssprecher Meyer betont, man lasse sich von solchen Worten nicht einschüchtern und stehe weiterhin klar für Frieden und Freiheit in Europa. Die ironische Diskrepanz zwischen russischer Selbstinszenierung und Angriffen auf ukrainische Zivilisten sorgt dabei für zusätzlichen Unmut in Berlin. **Weitere Einordnung & aktuelle Entwicklungen:** In den letzten Tagen verschärften sich die Spannungen weiter: Neben Putins Atomsäbelrasseln wurde etwa in der FAZ berichtet, dass Experten einen Anstieg hybrider Angriffe auf EU-Infrastruktur beobachten – von Cyberattacken bis zu gezielten Desinformationskampagnen (Quelle: [FAZ.net](https://www.faz.net)). Laut Spiegel wird in europäischen Verteidigungskreisen erneut diskutiert, wie schwerwiegend Russlands atomare Drohungen tatsächlich zu nehmen sind, wobei viele aktuelle Aussagen eher als innenpolitische Machtdemonstration interpretiert werden (Quelle: [Spiegel.de](https://www.spiegel.de)). In der Süddeutschen Zeitung liest man, dass NATO-Vertreter keine akute militärische Bedrohung für Westeuropa erkennen, aber für weitere Eskalationsversuche Russlands, insbesondere im Informationskrieg, gewappnet bleiben (Quelle: [Sueddeutsche.de](https://www.sueddeutsche.de)). Sprich: Die Lage ist angespannt, aber Panik herrscht in Berlin deshalb nicht.

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