CDU-Sozialpolitiker Radtke kritisiert Ton von Kanzler Merz in Stadtbild-Diskussion

Dennis Radtke, Kopf des Sozialflügels der CDU, verlangt mehr Sensibilität von Friedrich Merz im Umgang mit Denkanstößen zum deutschen Stadtbild und Migration.

heute 01:20 Uhr | 153 mal gelesen

„Friedrich Merz steht inzwischen nicht mehr als bloßer Beobachter an der Seitenlinie, der pointierte Bemerkungen platziert. Die Rolle des Kanzlers verpflichtet ihn vielmehr dazu, Zusammenhalt zu stärken und mutmachend in die Zukunft zu blicken“, erklärte Radtke gegenüber den Funke-Zeitungen. Einerseits lobte er Merz' deutliche Haltung gegenüber der AfD und betont die Notwendigkeit einer positiven Vision. Aber, so Radtke, müsse Merz selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Die ausgelöste Stadtbild-Debatte tue genau das Gegenteil – sie schüre eher negative Erwartungen und verkürzt die Problematik absichtlich. Klar, sagte Radtke, in vielen Städten gebe es Missstände, doch damit zu spielen, als ließe sich ein sauberes Stadtbild vor allem durch Abschiebungen erzeugen – das greife viel zu kurz und verkenne, wie kompliziert die Ursachen seien. Fragen wie Drogenkonsum, Wohnungsnot oder auffälliges Verhalten bei Jugendlichen verschwänden nicht einfach wegen Abschiebungen – solche Themen bräuchten aktives Anpacken. Politik sollte echte Lösungen bieten, Versprochenes auch durchziehen und dabei einfühlsam wie klar kommunizieren, das sei das beste Mittel gegen die AfD. Merz selbst ließ Kritik am Montag scheinbar unbeirrt. „Ich stehe weiterhin zu meinen Aussagen“, betonte er und verwies darauf, Innenministerin Faeser agiere bereits, und diese Politik werde weiterverfolgt.

In der CDU ist offenkundig Bewegung: Sozialpolitiker Radtke mahnt Kanzler Merz zur Besonnenheit und dazu, nicht durch verkürzte Stadtbild-Debatten Erwartungen zu wecken, die so nicht zu erfüllen sind. Radtke fordert einen Führungsstil, der Komplexität anerkennt und soziale Problemlagen wie Obdachlosigkeit, Sucht oder jugendliches Imponiergehabe ernsthaft angeht – nicht mit Abschiebungen, sondern mit gezielten politischen Lösungen und einer ehrlichen, empathischen Ansprache. Interessanterweise spiegelt sich hier ein breiterer Konflikt: Wer politisch führen will, muss Brücken bauen, statt neue Gräben zu ziehen, und das gerade angesichts einer erstarkenden AfD und einer zunehmend polarisierten Gesellschaft. Laut aktuellen Medienberichten wird die Debatte durch Merz‘ Äußerungen weiter angeheizt, wobei nicht nur der CDU-Sozialflügel kritisiert, dass die Vereinfachung komplexer Stadtprobleme durch den Fokus auf Migration den realen Herausforderungen nicht gerecht wird. So fordert etwa auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, differenziertere öffentliche Diskussionen und lokale Lösungskompetenz für urbane Herausforderungen (Quelle: Die Zeit). Parallel dazu berichten Städte wie Duisburg oder Berlin laut Der Spiegel, dass zahlreiche soziale und stadtplanerische Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Raums laufen, allerdings müssten diese langfristig angelegt und finanziell besser hinterlegt werden, sagen Experten (Quelle: Der Spiegel). Schließlich ordnet die Süddeutsche Zeitung die aktuelle Debatte als Symptom einer tiefer liegenden gesellschaftlichen Unsicherheit ein, bei der Migration als Blitzableiter für vielfältige Urbanisierungs-Stressfaktoren dient (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

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