Ricarda Lang räumt Fehler ein: Zu viel Eifer beim Gendern, zu wenig Kontakt zur Basis?

Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang gibt zu, dass ihre Partei beim Gendern übers Ziel hinausgeschossen ist – auf Kosten des Dialogs mit der Gesellschaft.

heute 01:02 Uhr | 285 mal gelesen

Ricarda Lang, die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen, hat offen eingeräumt, dass ihre Partei im Ringen um mehr Vielfalt und gegen Diskriminierung manchmal mit übertriebener Strenge auf die richtige Sprache pochte. Im Gespräch mit der Funke-Mediengruppe sagte sie, dass es dabei mehr darum ging, wie gesprochen wird, statt tatsächlich Menschen mitzunehmen: 'Wir wollten Inklusion, haben aber eher Ausgrenzung produziert.' Viele Menschen seien dadurch eher in die Distanz gedrängt worden. Lang betonte, dass erfolgreiche politische Arbeit vielmehr auf Überzeugung statt auf Selbstabgrenzung beruht – gerade wenn damit auch Andersdenkende erreicht werden sollten. Kein Wunder, dass gerade das Thema Gendern, so Lang, zur Stolperfalle wurde. Auch an anderer Stelle übte sie Kritik an der Politik der Ampel-Koalition, besonders an deren härterer Gangart in der Migrationspolitik: 'Wir haben an vielen Punkten für schärfere Asylgesetze gestimmt. Das hat die AfD aber kein bisschen geschwächt – vielleicht sogar das Gegenteil bewirkt.' Sie bedauerte außerdem, dass die Grünen sich jüngst zu sehr aus gesellschaftlichen Debatten zurückgezogen und ihre Rolle als Impulsgeber aufgegeben hätten. Ihrer Meinung nach wäre es besser gewesen, sowohl klar für Menschenrechte einzustehen als auch ehrlich über Integrationsprobleme und Radikalisierung zu sprechen – statt sich auf halber Strecke zu verlieren. Mit Steffen Mau, Soziologe, hat Lang übrigens das Buch "Der große Umbruch" herausgebracht – eine Dialogszene zur gegenwärtigen Krisenlage in Politik und Gesellschaft. Kann man mal reinblättern.

Ricarda Lang gibt unumwunden zu, dass die Grünen beim Versuch, Antidiskriminierung durch Gendern in der Sprache zu fördern, häufig übers Ziel hinausgeschossen sind und damit eher Gräben als Brücken gebaut haben. Sie kritisiert außerdem, dass die Beteiligung an harten Asylgesetzen die AfD nicht geschwächt, sondern womöglich erst gestärkt hat, weshalb sie die veränderte Ausrichtung ihrer Partei bedauert. Im aktuellen politischen Klima, unterstreicht Lang, sollte der Fokus wieder stärker auf offene Diskussionen und den Spagat zwischen Humanität und Problembewusstsein gelegt werden. Aus aktuellen Medienberichten (Juni 2024) geht hervor, dass die Debatte um Gendern und Inklusion nach wie vor polarisiert, aber inzwischen in vielen gesellschaftlichen Bereichen zurückhaltender geführt wird. Verschiedene Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich eine weniger dogmatische und klar verständliche Sprache wünscht. In der Migrationspolitik zeigt sich zudem ein Stimmungsumschwung – kompromisslose Verschärfungen gelten nicht mehr als Allheilmittel gegen Rechtsruck, sondern könnten laut politischer Beobachter sogar populistische Kräfte befördern.

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