Massenhafte Proteste in den USA: "No Kings"-Bewegung füllt die Straßen

Innerhalb eines Samstags demonstrierten landesweit Millionen Menschen gegen Donald Trump und aktuelle politische Entwicklungen – mehr als je zuvor seit Beginn der "No Kings"-Proteste.

heute 08:56 Uhr | 56 mal gelesen

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich so viele Leute kaum auf den Straßen erwartet. Fast sieben Millionen – so die Schätzung der Veranstalter – haben sich an den "No Kings"-Demonstrationen quer durch die USA beteiligt. Das ist ein Sprung nach oben, verglichen mit dem letzten Mal im Juni – damals waren es etwa fünf Millionen. Die Liste der Städte liest sich wie ein Fahrplan durch Amerika: Los Angeles, Chicago, New York, Washington, Austin… und zig weitere. Witzig, wie unterschiedlich die Plakate ausfielen: klassische Parolen wie "Wir wollen eine funktionierende Regierung" bis hin zu – ehrlich gesagt – recht kreativem Wortspiel. Am Rand standen Kinder mit selbstgemalten Schildern, Politiker hielten Reden. Sogar bekannte Gesichter wie Bernie Sanders und Chris Murphy waren dabei und sorgten für eine Mischung aus politischem Ernst und Stimmung wie auf einer Freiluft-Bühne. Auch Bill Nye, vielen als "Science Guy" ein Begriff, wurde deutlich und warf Trump vor, Wissenschaft systematisch auszubremsen. Es sei fatal für das Land, meinte er, wenn Forschung und Fortschritt im Schatten stehen, nur weil die Politik lieber ein anderes (manchmal bequemeres) Weltbild pflegt. Die Kritik beschränkte sich nicht nur auf wissenschaftliche Belange. Gerade in Chicago war es der dortige Gouverneur Pritzker, der Trumps Umgang mit Minderheiten und Einwanderern offen kritisierte – wörtlich sagte er, Trump hätte sich "auf Schwarze, Einwanderer, LGBTQ-Personen und politische Widersacher eingeschossen". Die Vorwürfe aus dem Weißen Haus und dem republikanischen Lager – es handle sich um Krawallmacher und Amerika-Hasser – verpufften größtenteils; mehr als ein paar aufgeheizte Reden war da nicht zu hören. Überhaupt wirkten die meisten Demonstrationen überraschend friedlich. Straßenfest trifft es vielleicht am ehesten, zumindest solange man den politischen Ernst dahinter nicht aus den Augen verliert.

Die "No Kings"-Demonstrationen haben am Wochenende mit rund sieben Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Rekorde erreicht. Vor allem Demokraten und Wissenschaftler äußerten massive Kritik an Trumps Regierung, insbesondere bezüglich Wissenschaftsfeindlichkeit und restriktiver Einwanderungspolitik. Trotz Vorwürfen der Regierung und Republikanern, bei den Protesten handle es sich um "Hate America"-Events, blieb die Atmosphäre überwiegend friedlich und fast schon festlich. Aktuelle Stimmen aus dem Netz und internationalen Medien ergänzen: Verschiedene Berichte stellen heraus, dass vor allem junge Menschen, Minderheiten und Gewerkschaften die Proteste getragen haben; außerdem deutet sich an, dass ähnliche Bewegungen auch in anderen westlichen Ländern mehr Aufschwung bekommen. In sozialen Netzwerken kursieren Berichte und Videos, die die Vielfalt und Kreativität der Protestierenden hervorheben – von Straßenkunst bis Livemusik war beinahe alles geboten. Zudem warnen Politikwissenschaftler davor, die Proteste zu unterschätzen: Sie könnten sich, so die Mutmaßung einiger Experten, in entscheidende politische Dynamik für die kommenden US-Wahlen verwandeln.

Schlagwort aus diesem Artikel