Pistorius fordert landesweite Musterung junger Männer – Neustart bei der Wehrpflicht?

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärt die Wiedereinführung einer umfassenden Musterung männlicher Jugendlicher als logischen und notwendigen Schritt zur Stärkung der deutschen Verteidigung.

heute 08:58 Uhr | 57 mal gelesen

„Wir kommen um eine verpflichtende landesweite Musterung aller Männer nicht herum“, betont Pistorius im Gespräch mit der "Bild am Sonntag". Das Grundgesetz sieht vor, dass im Falle eines Verteidigungsfalls die Wehrpflicht reaktiviert wird – ein Szenario, dem niemand zustrebt, das aber vorbereitet sein will. Man müsse wissen, auf wen Verlass ist, sollte es hart auf hart kommen. Pistorius gibt sich selbstkritisch: Die Entscheidung, die Kreiswehrersatzämter zu schließen und auf Datenerhebung zu verzichten, betrachtet er heute als gravierenden Irrtum. Ab 2027, so verspricht Pistorius, seien dann wieder moderne Musterungsstrukturen einsatzbereit. Das hätte nicht nur für den Inlandsschutz Signalwirkung – auch im Ausland, etwa in Russland, werde man dies beobachten: „Wenn wir wieder alle jungen Männer eines Jahrgangs mustern und die Daten sammeln, hat das durchaus eine Wirkung. Es geht dabei auch um Abschreckung.“ Im Parlament liegt nun ein neuer Gesetzentwurf: Ob es ein Losverfahren wird, wie von der Union vorgeschlagen, sei noch offen. Das Ministerium wird sich aktiv einbringen, sagt Pistorius. Gleichzeitig setzt der Verteidigungsminister weiterhin auf Freiwilligkeit, weil motivierte Soldaten aus freien Stücken der Armee mehr bringen. „Der Gesetzentwurf enthält zwar eine Notfallregelung, falls sich nicht genug Freiwillige melden, aber an erster Stelle steht Überzeugungsarbeit“, so Pistorius. Seine Begegnungen mit Schülervertretern stimmen ihn zuversichtlich: Viele junge Menschen schätzen, wie privilegiert ihr Leben hierzulande ist – und würden es auch verteidigen wollen. Ihm ist besonders wichtig, dass junge Leute mit ihren Sorgen und Fragen gehört werden und ihnen nicht einfach neue Pflichten übertragen werden. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine 2022 habe sich vieles verändert. Pistorius sagt, jeder müsse überlegen, wie er – oder sie – die deutsche Sicherheit unterstützen kann. Das sei nicht ausschließlich Aufgabe der Bundeswehr.

Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister, setzt sich vehement für eine verpflichtende, bundesweite Musterung junger Männer ein, um künftig vorbereitet zu sein, falls die Wehrpflicht wieder aktiviert werden sollte. Er sieht darin einerseits eine praktische Notwendigkeit der Sicherheitslage – besonders seit dem Ukraine-Krieg – und andererseits ein klares Abschreckungssignal an Russland. Die Rückkehr zur Musterung soll von 2027 an durch neue, modernere Strukturen abgedeckt werden, wobei Pistorius weiterhin auf Freiwilligkeit setzt und betont, wie wichtig es ihm sei, die junge Generation tatsächlich ernst zu nehmen. In den letzten 48 Stunden haben diverse Medien die Debatte über die Wehrpflicht und die Pläne des Verteidigungsministers beleuchtet. Auf taz.de etwa wird kritisch hinterfragt, ob eine flächendeckende Musterung wirklich geeignet ist, das Verteidigungsbewusstsein in Deutschland zu fördern oder ob es eher zu Polarisierung und Widerstand bei jungen Menschen führt. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über intensive Debatten im Bundestag, in denen vor allem junge Abgeordnete eigene Erfahrungen mit WehrPFLICHT äußern und betonen, wie groß die Sorge vor Zwang und Routine sei, gleichzeitig aber auch eingeräumt wird, dass die sicherheitspolitische Lage neue Antworten verlangt. Auf der Webseite von Zeit Online wird zudem die Position verschiedener Militärexperten dargestellt: Manche begrüßen Pistorius' Kurs als „ernsthafte strategische Vorbereitung“, andere warnen jedoch davor, soziale und psychologische Folgen einer erneuten Zwangsmusterung zu unterschätzen.

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