Karl Schlögel erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Mitten im ehrwürdigen Ambiente der Frankfurter Paulskirche wurde am Sonntag Karl Schlögel, der renommierte Historiker für Osteuropa, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

heute 12:15 Uhr | 69 mal gelesen

Die Rede auf Karl Schlögel hielt Katja Petrowskaja, selbst eine gewichtige Stimme zwischen ukrainischer und deutscher Literatur. Sie sprach von ihrer langjährigen Wertschätzung für sein Werk und seine Fähigkeit, jenseits aller Grenzen zu denken. Mehr noch: Schlögel hat das Unbekannte nicht gefürchtet, sondern als Einladung verstanden – das Fremde betrachtend, um darin auch das Eigene neu zu entdecken. Petrowskaja nannte dies treffend einen 'Feldzug im Zeichen des Friedens'. Die Jury betonte in ihrer Begründung, dass Schlögel historische Forschung geschickt mit eigenen Eindrücken verbindet – und zwar nicht bloß am Schreibtisch, sondern als Spurensucher und Flaneur. Sein Blick auf Städte wie Kiew, Odessa oder Charkiw hat sie für viele Leserinnen und Leser erst auf die Landkarte kultureller Wahrnehmung gerückt. Gleichzeitig gelang es ihm, Metropolen wie Moskau oder St. Petersburg als Teil Europas und nicht als exotische Fremde zu schildern. Seine spezielle Form des Erzählens, diese Mischung aus Beobachtung, Gefühl und Analyse, rüttelt an eingefahrenen Denkmustern. Besonders nach dem Beginn des Krim-Konflikts hat Schlögel das Verständnis der Ukraine vertieft und die oft vorhandenen Blindstellen in der deutschen Wahrnehmung angeprangert. Schon früh wies er warnend auf die aggressive Richtung der russischen Politik unter Putin hin. Der Friedenspreis, verliehen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, hat eine lange Geschichte: Seit 1950 wird er – mitsamt einer immerhin beachtlichen Dotierung von 25.000 Euro – an Persönlichkeiten vergeben, die Brücken bauen. Traditionell findet die Zeremonie stets am Buchmessen-Sonntag statt; der passende Rahmen für eine Auszeichnung, die mehr als nur Worte ehrt.

Karl Schlögel, ein deutscher Historiker mit Fokus auf Osteuropa, ist für seinen unermüdlichen Einsatz im Brückenbauen zwischen Kulturen und Nationen mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden. Die Auszeichnung würdigt insbesondere Schlögels Fähigkeit, historische und gesellschaftliche Entwicklungen mit Empathie und kritischer Distanz darzustellen – seine Arbeiten über die Ukraine und die Zusammenhänge im russisch-europäischen Spannungsfeld galten als wegweisend, besonders da er frühzeitig vor autoritären Tendenzen in Russland warnte. Darüber hinaus werden in Medien wie der Süddeutschen Zeitung und der Zeit Details über die Relevanz seiner Analysen, seinen lebenslangen Forschungsgeist sowie die emotionale Dimension seiner historischen Annäherung hervorgehoben. Schlögel bleibt in seinen Reden wie Texten oft persönlich und warm, nicht trocken-wissenschaftlich; laut mehreren Stimmen war die feierliche Preisverleihung auch eine Erinnerung daran, dass differenziertes Erinnern und Erzählen zum gesellschaftlichen Frieden beitragen können.

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