Commerzbank: Übernahme durch Unicredit derzeit weder sinnvoll noch wahrscheinlich

Vorständin Bettina Orlopp stellt infrage, ob ein Zusammenschluss mit Italiens Bankgigant Unicredit aktuell überhaupt einen erkennbaren Mehrwert hätte – und hält wenig davon.

heute 10:59 Uhr | 31 mal gelesen

Transaktionen um ihrer selbst willen? Das ist nichts für die Commerzbank, so betont es Bettina Orlopp. Ihrer Ansicht nach bringt eine Übernahme durch Unicredit in der aktuellen Situation schlicht keinen Mehrwert: Weder wirtschaftlich noch im Sinne von Kunden, Mitarbeitern oder Aktionären. "Es gibt Überschneidungen, viele Risiken – und ehrlich gesagt, die Bewertungsunterschiede lassen Synergien unrealistisch erscheinen." Für Unicredit, so Orlopp weiter, hätte sich das bisherige Engagement ohnehin gelohnt, auch dank kräftiger Kursgewinne. Wenn sich der italienische Großkonzern zurückziehen wolle, so sei auch das ohne größere Marktverwerfungen möglich – wie der Einstieg, so auch ein Ausstieg. "Wir als Commerzbank sind selbstbewusst genug, um aus einer starken Position heraus zu agieren; aber ob sich am Ist-Zustand etwas ändert, entscheidet letztlich Unicredit." Sollte es zu einem konkreten Angebot kommen, werde sich der Vorstand dieses selbstverständlich genau anschauen – doch bislang sei die Initiative ausgeblieben. "Wer den Anfang machen möchte, muss den ersten Schritt wagen – und das ist bisher nicht passiert." Gespräche mit Unicredit und deren CEO Andrea Orcel seien heute Routine, wie mit jedem bedeutenden Investor, manchmal direkt, manchmal auf Arbeitsebene. Strategisch bleibt die Commerzbank auf Kurs, betont Orlopp. Auch die schleppende deutsche Wirtschaftslage bringe die gesteckten Ziele nicht ins Wanken. "Ambitionierte Wachstumsannahmen ja, aber Vorsicht bei den makroökonomischen Rahmenbedingungen bleibt unser Prinzip." Bestimmte Branchen wie die Automobilzulieferer, die Maschinenbauer oder die Chemiebranche sieht die Bank mit mehr Vorsicht. Die Risikovorsorge bleibt konservativ kalkuliert – auch bei privaten Immobilienkrediten. Bislang erscheinen größere Rückschläge wegen der anhaltend niedrigen Arbeitslosenquote eher unwahrscheinlich.

Unicredit hält weiterhin einen beachtlichen Anteil an der Commerzbank, doch ein Zusammenschluss wird von deutscher Seite derzeit als sowohl unnötig als auch riskant eingestuft. Die Vorständin weist auf hohe Bewertungsunterschiede, zweifelhafte Synergien und die Möglichkeit eines glatten Rückzugs vonseiten Unicredits hin. Strategisch bleibt die Commerzbank vorsichtig, durchwächst die konjunkturelle Flaute mit konservativem Kurs und sieht bisher keine größeren Kreditrisiken – weder im Firmen- noch im Privatkundengeschäft. Neuerungen und weitere Entwicklungen: Nach aktueller Recherche bleibt das Interesse internationaler Großbanken an deutschen Instituten hoch, während die Konsolidierungsbereitschaft in Deutschland abwartend ist. Die Commerzbank ist zwar nach wie vor ein Übernahmekandidat, profitiert aber gerade von soliden Quartalszahlen. Wirtschaftsanalysten warnen aber, dass der strukturelle Umbruch im Bankensektor den Druck auf mittelgroße Institute weiter erhöhen könnte. Unicredit wiederum hat in den letzten Monaten mehrere Male betont, selektiv nach Expansionsmöglichkeiten zu suchen, ohne sich festzulegen. Laut neuen Aussagen von Bundesbank und BaFin könnten Fusionen – besonders mit ausländischer Beteiligung – künftig regulatorisch umfangreicher geprüft werden, was den Prozess eher verlangsamen dürfte.

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