Deutschlands Apothekensterben schreitet voran: Über 300 Schließungen seit Jahresbeginn

Berlin – In Deutschland gibt es immer weniger Apotheken. Die Gesamtzahl ist jetzt so niedrig wie seit über vier Jahrzehnten nicht, mit nur noch 16.732 Apotheken am Ende des dritten Quartals 2025. Allein in den vergangenen neun Monaten gab es 309 Schließungen, während nur 46 neue Apotheken öffneten. Besonders gegen Jahresende steigen die Schließungszahlen erfahrungsgemäß noch weiter an. Die neuesten Zahlen stammen von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und wurden auf Basis der Landesapothekerkammern erfasst.

heute 12:42 Uhr | 17 mal gelesen

Jede Schließung einer Apotheke bedeutet für viele Menschen mehr Aufwand, längere Wege – besonders auf dem Land oder in kleineren Städten. Thomas Preis, Präsident der ABDA, findet klare Worte für die Entwicklung: „Ohne wohnortnahe Apotheken verschlechtern sich die Chancen auf eine angemessene Arzneimittelversorgung dramatisch.“ Wer zum Beispiel nicht mobil ist oder auf Medikamente angewiesen ist, erlebt die Folgen direkt. Die Gründe aus Sicht vieler Apotheker sind politisch bedingt: Das Honorar für Apotheken wurde seit Jahren nicht angepasst, obwohl alles – von Strom über Personal bis Miete – teurer wird. Und fast schon sarkastisch: Jetzt sei auch noch ein neues Apothekenreformgesetz in Planung, das laut Preis die Situation nur verschärfen könnte. Vor allem durch weniger Reglementierung und damit weniger Sicherheit für Bürgerinnen und Bürger. Außerdem: Nachwuchs zu finden fällt zunehmend schwer, weil die Unsicherheit steigt und die wirtschaftlichen Bedingungen mau sind. Die ABDA fordert nun, endlich die Honorarerhöhung aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen. Die Apothekerverbände sehen darin einen Schritt, um die Branche stabil zu halten und wieder attraktiver zu machen. Ein Konzeptpapier zum Neustart liegt bereits vor, jetzt wartet man – etwas ungeduldig – auf die Politik.

Die Krise der Apothekenlandschaft in Deutschland hat sich über das vergangene Jahr weiter zugespitzt. Die strukturellen Probleme – stagnierende Vergütungen bei gleichzeitig steigenden Kosten, Fachkräftemangel und teils rigide politische Rahmenbedingungen – belasten besonders inhabergeführte Apotheken massiv. Nach Recherchen in aktuellen Medienberichten etwa bei der Süddeutschen Zeitung und der FAZ wird zudem berichtet, dass Apothekenschließungen vor allem ländliche Regionen treffen, wo Alternativen fehlen und die Versorgungssicherheit besonders bedroht ist. Eine weitere Entwicklung betrifft die Diskussion um Versandapotheken, die zunehmend Marktanteile gewinnen und klassische Betriebe in Bedrängnis bringen. Kritik an den Plänen des Gesundheitsministeriums, die Apotheken stärker zu deregulieren, kommt nicht nur von den Branchenverbänden, sondern auch von Patientenvertretern und Ärzten, da eine Zunahme der Schließungen drohe und damit die flächendeckende Versorgung gefährdet sei. Allgemein fordern viele eine umfassende Reform, die Honoraranpassungen und bessere Arbeitsbedingungen für den Nachwuchs einschließt.

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