Viele Deutsche sehen schwarz-rote Koalition als Wackelkandidaten

Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage glaubt mehr als ein Drittel der Deutschen an ein Ende der Regierung aus CDU/CSU und SPD vor dem geplanten Wahltermin 2029.

heute 06:02 Uhr | 28 mal gelesen

Manchmal reicht schon ein Blick in die Köpfe der Leute, um zu ahnen, wohin der politische Wind weht. Diesmal liefert YouGov – im Auftrag der 'Welt am Sonntag' – den Blick ins Stimmungsbarometer: Gerade mal 37 Prozent der Teilnehmenden halten es für unwahrscheinlich, dass das schwarz-rote Bündnis bis 2029 durchhält. Andererseits: 53 Prozent geben sich optimistisch. Das berühmte Glas ist also – je nach Sicht – halb leer oder halb voll. Knapp zehn Prozent blieben noch unschlüssig oder wollten sich nicht festlegen. Interessant auch, wie sich die Skepsis verteilt: Männer sind deutlich pessimistischer (41 Prozent erwarten einen Bruch) als Frauen (34 Prozent). Und der Graben zwischen Ost und West reißt neu auf: Ostdeutsche nennen häufiger ein vorzeitiges Aus (42 Prozent). Im Westen sind es immerhin noch 36 Prozent. Politische Couleur spielt natürlich auch eine Rolle. Fast 70 Prozent der AfD-Anhänger glauben an ein Koalitions-Aus, während nur 28 Prozent der Grünen-Wähler damit rechnen. Für treue CDU/CSU- und SPD-Wähler ist alles dagegen ziemlich stabil: Nur 22 Prozent glauben an ein Scheitern. Altersmäßig zeigen sich die 40- bis 49-Jährigen besonders skeptisch (47 Prozent), während die 60- bis 69-Jährigen eher an Beständigkeit glauben (33 Prozent erwarten einen Bruch). Wenn man den Vergleich zieht zum Mai – kurz nach dem Start der aktuellen Regierung –, fällt auf: Damals waren es nur 33 Prozent, die ein frühes Aus erwarteten. Ein leichter Anstieg also. Die Befragung basierte diesmal übrigens auf den Antworten von insgesamt 1.010 Menschen im Zeitraum vom 17. bis 19. Dezember – alles Online-Panels von YouGov.

Die Umfrageergebnisse spiegeln ein zunehmendes Misstrauen gegenüber der schwarz-roten Koalition wider, was sich auch an den leicht gestiegenen Skeptiker-Zahlen im Jahresverlauf zeigt. Während offenbar Ostdeutsche, Männer und spezifische Wählergruppen wie AfD- oder Linken-Anhänger besonders skeptisch sind, bleibt der harter Kern der Koalitionswähler relativ zuversichtlich. Auch aktuelle Berichte in den großen Medien zeigen, dass die Diskussion über Regierungsstabilität und innerkoalitionäre Konflikte angesichts wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krisen das politische Klima weiter verschärft. Während sich etwa auf Spiegel Online die Einschätzungen von Parteien und Politologen überschlagen, setzt die „Süddeutsche“ noch einen drauf und sieht die Koalition angesichts gestiegener Energiepreise und wachsender Verunsicherung vor einer echten Zerreißprobe. Dem stehen aber auch Stimmen gegenüber, die – etwa im FAZ-Kommentar – auf die historische Krisenresilienz deutscher Regierungen verweisen und mahnen, die Bevölkerung werde nach wie vor zu oft unterschätzt.

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