Im Interview mit dem 'Handelsblatt' drängt Kovrig auf schnelle und handfeste Schutzmaßnahmen für die Industrie in Deutschland. Während andere Länder auf Felder wie Tourismus setzen, bleibt für Deutschland die Industrie Dreh- und Angelpunkt – so Kovrig. Persönlich weiß er, wovon er spricht: Fast drei Jahre verbrachte er in chinesischer Haft – ein perfider Zug, um politisches Druckmittel zu erzeugen. Momentan debattieren die EU-Länder über Strafzölle als Reaktion auf das Überangebot günstiger chinesischer Produkte. Einigen deutschen Unternehmen, die stark auf den chinesischen Absatzmarkt schielen, ist diese Konfrontation allerdings nicht geheuer – aus Angst, selbst Ziel chinesischer Nadelstiche zu werden. Kovrig sagt dazu recht unverblümt: Die chinesische Staatspartei hat die Wirtschaft teils auf ihre Seite gezogen. Deshalb müsse Berlin nun mutig bewerten, welche Abhängigkeiten sich noch lösen lassen und wann der Kipppunkt erreicht ist – also der Moment, an dem deutsche Firmen längst zum Teil des chinesischen Systems geworden sind. Was Kovrig herausstreicht: Chinas Aufstieg stellt Europa vor eine größere Herausforderung als Trumps US-Politik oder Russlands Aggression – denn China sei nicht nur ein Sturm, sondern ein geradezu epischer Klimawandel. Für Berlin heißt das: Augen auf, Kursänderung jetzt.
Michael Kovrig, selbst Ex-Diplomat mit bitteren Erfahrungen in chinesischer Haft, warnt scharf vor Chinas ökonomischem Kurs: Deutschlands Wirtschaft stehe auf dem Spiel, weil China den Weltmarkt mit günstigen Waren überschwemmt. Die aktuellen Diskussionen in der EU um Strafzölle spalten deutsche Unternehmen – die einen befürchten, ihren Zugang nach China zu verlieren, die anderen sehen nationale Interessen bedroht. Auffällig ist Kovrigs Metapher: Er vergleicht die Herausforderung durch China mit Klimawandel – nicht mit vorübergehenden Krisen. Aus Recherchen auf taz.de, dw.com und weiteren aktuellen Berichten geht zudem hervor: Auch die Bundesregierung erwägt laut FAZ staatliche Hilfen und strategische Investitionen, um den Industriestandort zu erhalten, während die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass China seinerseits gezielte Gegenmaßnahmen plant – ein knallharter Wirtschaftskonflikt deutet sich an. Neu hinzugekommen ist, dass auch in Brüssel Diskussionen über eine Vereinheitlichung der EU-Strategie hochkochen, da Uneinigkeit zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten das europäische Vorgehen erschwert. Experten sehen neben kurzfristigen Herausforderungen vor allem struktureller Art wachsende Problemfelder – etwa beim Zugang zu kritischer Infrastruktur und Technologie.