DM-Chef: Drogeriemarkt sieht sich nicht verantwortlich für Apothekenrückgang

Christoph Werner, der Kopf des Einzelhändlers DM, glaubt nicht, dass das Engagement seines Unternehmens in Gesundheitsfragen die Lage der Apotheken verschärft.

23.10.25 08:53 Uhr | 75 mal gelesen

Christoph Werner, Geschäftsführer von DM, hat sich in einem Gespräch gegenüber der Funke-Mediengruppe zum Wandel im Apothekenwesen geäußert – allerdings, und das fand ich fast schon amüsant offen, zeigte er wenig Verständnis für die teils lautstarke Kritik an DM. Er machte deutlich: Was DM künftig an Online-Produkten im Gesundheitsbereich anbietet, bleibe strikt auf apothekenpflichtige, jedoch nicht verschreibungspflichtige Waren begrenzt. Und das, so Werner, sei nur ein winziger Bruchteil dessen, womit Apotheken eigentlich ihr Geld verdienen. Er verwies darauf, dass das Herzstück des klassischen Apothekengeschäfts – nämlich die verschreibungspflichtigen Medikamente – außen vor bleibt. Gleichzeitig kündigte er an, dass DM bis Jahresende ein Online-Angebot für apothekenpflichtige Produkte starten möchte. Er betonte erneut, dass DM weiterhin Drogeriemarkt bleibe und nicht plane, mit Mivolis – der bekannten Eigenmarke – eine eigene Online-Apotheke zu etablieren, alleine schon wegen rechtlich schwieriger Rahmenbedingungen. "Eine Mivolis-Apotheke – das geht gar nicht. Dafür reicht die Produktauswahl ohnehin nicht aus." Was manche vielleicht überraschen mag: Werner stellte in den Raum, ob Notfallversorgungen nicht auch über Kliniken abgewickelt werden könnten – schließlich hätten viele Krankenhäuser ohnehin diverse Medikamente vorrätig. Vielleicht sei es sogar praktischer, meinte er, wenn Notdienste der Apotheken in Zukunft von Krankenhäusern mit übernommen werden würden. Auf Nachfrage, ob DM selbst irgendwann Apotheker einstellen werde, machte Werner jedoch klar, dass die aktuelle Gesetzeslage dies gar nicht zulasse. In anderen Ländern stehe das durchaus zur Debatte – einerlei, in Deutschland sei das noch Zukunftsmusik.

DM versucht, mögliche Bedenken rund um das sogenannte Apothekensterben abzufedern: Das Unternehmen will sein Engagement klar abgrenzen – apothekenpflichtige, aber nicht verschreibungspflichtige Produkte sind das Ziel. DM-Chef Werner verweist darauf, dass Apotheken ihr Hauptgeschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneien machen und Drogerien allenfalls ergänzend wirken. Auch wenn die Zahl der Apotheken abnimmt, sieht Werner DM nicht als Mitverursacher, sondern gibt vielmehr strukturelle Gründe wie fehlende Nachfolger an und schlägt sogar pragmatische Lösungen (z.B. Notdienste in Krankenhäusern) vor. Der Ausbau des Online-Angebotes betrifft also keinen Kernbereich der Apotheken. Beim Blick in aktuelle Online-Artikel (bis Anfang Juni 2024): Die taz berichtet, dass Widerstand gegen Apotheken-Schließungen wächst, während sich Kundschaft und Politik fragen, wie die Versorgung auf dem Land sichergestellt werden kann. Die Süddeutsche thematisiert die Gesetzeslage zu Versandapotheken und die damit verbundenen Sorgen klassischer Apotheken. Zeit.de beleuchtet das Zusammenspiel von steigendem Online-Geschäft und sinkender Präsenzapotheken – der Rückgang sei komplex und nicht ausschließlich auf Drogerien oder das Internet zurückzuführen.

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