Israels Gesandter übt scharfe Kritik an Journalistenpreis für ARD-Korrespondentin

Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, äußert sein Missfallen über die Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises an die ARD-Israel-Korrespondentin Sophie von der Tann.

23.10.25 08:50 Uhr | 67 mal gelesen

„Bereits am 7. Oktober hat sie die Gräueltaten der Hamas bloß als 'militante Palästinenser' bezeichnet“, wirft Prosor im Gespräch mit der 'Welt' vor. Für ihn ein klares Zeichen: „Die bittere Realität heute ist, Israels Delegitimierung wird immer häufiger mit Anerkennung belohnt.“ Prosor führt weiter aus: „Hanns Joachim Friedrichs wusste, Journalisten sollten sich mit keiner Sache gemein machen. Das bedeutete: Distanz und Objektivität – das hat ihn ausgezeichnet.“ Wenige Sätze später folgt ein harter Seitenhieb: „Doch sobald es um Israel geht, scheint dieses Prinzip über Bord geworfen zu werden.“ Ihn wundere daher kaum, dass von der Tann gerade jetzt einen Award erhalte. Das Signal, das davon ausgehe, sei „alles andere als nebensächlich“. Sophie von der Tann (ARD-Studio Tel Aviv) und Katharina Willinger (ARD-Studio Istanbul/Büro Teheran) werden sich 2025 den renommierten Journalistenpreis teilen. Überreicht werden soll die Auszeichnung am 4. Dezember nächsten Jahres im Funkhaus des Westdeutschen Rundfunks in Köln.

Israels Botschafter, Ron Prosor, stellt die Preiswürdigkeit der ARD-Reporterin Sophie von der Tann in Frage und moniert, ihre Berichterstattung verharmlöse die Hamas-Gewalt und dämonisiere Israel – Vorwürfe, die eine lebhafte Debatte über Medienethik und Parteinahme im deutschen Journalismus erneut anfachen. Mehrere Medien, etwa die FAZ und Spiegel Online, berichten, dass der Preis im nächsten Jahr geteilt vergeben wird: Auch Katharina Willinger wird für ihre Berichterstattung aus Konfliktregionen ausgezeichnet, was den WDR als Gastgeber in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Inzwischen wird in Fachkreisen und auf Social Media kontrovers diskutiert, ob deutsche Medien zu einseitig über den Nahostkonflikt berichten und wie der Spagat zwischen kritischer Distanz und Sensibilität gelingt. Laut Medienberichten – etwa aus der taz – fordert Prosor indirekt höhere Standards bei der Preisvergabe und kritisiert eine aus seiner Sicht schiefe Berichterstattung, während andere Stimmen die ausgezeichneten Reporterinnen für ihren Mut und ihre Differenziertheit loben. Auch andere Zeitungen greifen die Frage nach objektiver Nahostberichterstattung auf, stets begleitet von der Gefahr, ungewollt einseitig zu erscheinen. International betrachtet verschärft der Streit um Begrifflichkeiten und Darstellung der Gewaltakte erneut das Klima zwischen Israel und weiten Teilen europäischer Medienlandschaft.

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