Wirtschaft neu denken: Präsidentin des WZB fordert mehr Mut zu Reformen

Nicola Fuchs-Schündeln, Chefin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, mahnt ein radikales Umdenken in Deutschlands Wirtschaftspolitik an und plädiert für tiefgreifende soziale Erneuerungen.

23.10.25 08:49 Uhr | 49 mal gelesen

Mit einem recht deutlichen Appell hat Nicola Fuchs-Schündeln klare Worte an die Bundesregierung gerichtet: „Es ist zu einfach, immer wieder auf altbewährte Branchen wie Automobilbau oder Stahlproduktion zu setzen. Genau dort klebt unser Denken – aber Zukunft sieht anders aus.“ Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland betont sie, wie sehr bislang der Mut fehle, neue Felder zu erschließen und wegweisende Perspektiven ernsthaft zu verfolgen. Spürbar frustriert beschreibt sie die aktuelle Debatte, die sich ihrer Ansicht nach viel zu häufig in den immergleichen Bahnen bewegt: „Wo sind die Visionen?“ Auch in Sachen Rentenpolitik meldet Fuchs-Schündeln Widerstand an. Sie hält wenig von den routinierten Lösungen und Sonderregelungen, wie etwa der Mütterrente oder schon fast traditionellen Haltegriffe am Rentenniveau. Ihrer Überzeugung nach hält man damit nur teure Symbole am Leben, statt sich ehrlich den enormen finanziellen Herausforderungen zu stellen. Ihrer Meinung nach, so ehrlich wie nötig, sind die Handlungsoptionen kein Hexenwerk: Entweder steigen die Beiträge – oder die Auszahlungen sinken. Alternativ plädiert sie für mehr Dynamik beim Renteneintrittsalter, das an die kontinuierlich wachsende Lebenserwartung gekoppelt werden sollte. "Es ist doch eigentlich ein Geschenk, dass wir im Durchschnitt immer mehr Lebensjahre haben. Warum also nicht dafür einen Tick länger arbeiten?" So ein Schritt sei möglicherweise unpopulär, aber durchaus vernünftig – vorausgesetzt, die Politik zieht kommunikativ mit. Zwischendurch, ganz menschlich, gesteht sie ein: Ob das alles wirklich auf Verständnis stößt? Sie hofft es – aber sicher ist sie nicht.

Die Präsidentin des WZB, Nicola Fuchs-Schündeln, ruft zu einem deutlich innovativeren Ansatz in der deutschen Wirtschaftspolitik auf und kritisiert das starre Festhalten an traditionellen Industriezweigen wie der Auto- und Stahlbranche. Besonders im Bereich der Rentenpolitik fordert sie realistischere Lösungswege und schlägt vor, das Renteneintrittsalter flexibel an die steigende Lebenserwartung anzupassen, um die Finanzierbarkeit des Systems zu sichern. Die Resonanz auf ihren Vorstoß ist gemischt – während manche Stimmen mehr Mut zur Veränderung begrüßen, fürchten andere eine Überforderung der Gesellschaft. Auch laut „Süddeutscher Zeitung“ wird aktuell in Berlin über Alternativen zur klassischen Industrieförderung diskutiert, wobei Start-ups und GreenTech, etwa Wasserstofftechnologien, als Hoffnungsträger gehandelt werden. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, sieht im Kontext der alternden Bevölkerung eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ebenfalls als nahezu alternativlos. Zudem laufen die Debatten auch vor dem Hintergrund wachsender sozialer Ungleichheit, wie „Die Zeit“ am Beispiel steigender Armutsquoten und stagnierender Reallöhne ausführlich analysiert.

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