Mehr Urlaub für Beschäftigte ohne Homeoffice? – Ein Gedanke, der für Unruhe sorgt

Der Wirtschaftsforscher Florian Kunze bringt es auf den Punkt: Wer aufgrund seines Jobs nicht daheim arbeiten darf, könnte zum Ausgleich einen Tag mehr frei bekommen. Ist das ein Schritt Richtung Gerechtigkeit oder öffnet es neue Baustellen?

23.10.25 08:05 Uhr | 55 mal gelesen

Was, wenn ausgerechnet die, die morgens auf Baustellen stehen oder gemeinsam mit schnarrenden Maschinen in Fabrikhallen schwitzen, einen Tag länger abschalten dürften? Genau das schlägt Florian Kunze, Wirtschaftsprofessor aus Konstanz, vor. Ein zusätzlicher Urlaubstag – quasi als Trostpflaster für jene, denen Homeoffice von vornherein verwehrt bleibt. „Da ist noch mehr drin“, findet Kunze. Er bringt sogar ins Spiel, dass weniger flexible Berufe vielleicht auch etwas besser bezahlt werden könnten. Aber: Kunze bemängelt die zugespitzte öffentliche Diskussion rund ums Thema Homeoffice. Sie sei zu sehr von Großunternehmen geprägt und spiegle die Wirklichkeit vieler Beschäftigten kaum wider. Nach seiner Ansicht gibt es keinen eindeutigen Trend zurück in die Büros, trotz lauter Schlagzeilen. Interessant in dem Zusammenhang: Die Linke drängt weiter darauf, dass Arbeitnehmer einen klar geregelten Rechtsanspruch aufs Homeoffice mit Rückkehrrecht bekommen. Anne Zerr, Bundestagsabgeordnete der Partei, findet, gesetzliche Vorgaben seien unumgänglich, damit nicht der Arbeitgeber das letzte Wort beim Arbeitsplatz hat. Für Zerr steht fest: Freiwilligkeit muss bleiben – Zwang aber darf nicht sein.

Auch weiterhin ist Homeoffice ein Streitthema – nicht nur zwischen Politik und Wirtschaft, sondern auch auf dem Büroflur oder beim Pausenkaffee der Kollegen. Was der Vorschlag von Florian Kunze deutlich macht: Es hapert an Anerkennung und Fairness für die, die ihre Arbeit gezwungenermaßen außerhalb der eigenen vier Wände verrichten – von Pflegern bis hin zu Metallarbeitern. Die Idee eines zusätzlichen Urlaubstags erinnert an einen ersten Ausgleichsversuch, trägt aber auch das Risiko neuer Ungleichheiten in sich, falls Unternehmen unterschiedlich großzügig agieren. Ganz nebenbei erlebt die Forderung nach einem gesetzlich verankerten Homeoffice-Anspruch – wie von der Linken gefordert – weiterhin Gegenwind aus verschiedenen Richtungen. Laut einer taz-Analyse nehmen übrigens vor allem Großstädter Homeoffice als neues Normal an, während Landbewohner oft schon bei der IT-Infrastruktur an Grenzen stoßen. Die Süddeutsche beobachtet dagegen, dass Arbeitgeber neue Modelle testen, etwa Mischformen oder Wochenkontingente für mobiles Arbeiten. Die spannende Frage bleibt: Ist das Homeoffice eine Schimäre der Wissensarbeiter? Oder doch ein Zukunftsmodell auch für weniger flexible Branchen?

Schlagwort aus diesem Artikel