Ehrlich gesagt überrascht mich bei Russland kaum noch etwas, aber der gestrige Zwischenfall über Litauen setzt der Routine neuen Nachdruck: Zwei russische Militärmaschinen treiben es punktgenau während des EU-Gipfels und verletzen kurz, aber messerscharf, den Luftraum eines EU-Landes. Friedrich Merz, der sichtlich entnervt war, äußert am späten Donnerstagabend in Brüssel, dass dies eine "ernsthafte" und „natürlich nicht zufällige“ Luftraumverletzung sei. Starker Tobak – so viel Dreistigkeit zeugt immerhin von Kalkül. Merz betont, man werde nüchtern reagieren und die Flugrouten in aller Ruhe auswerten. Natürlich will er auch das Gespräch mit dem Verteidigungsminister suchen, also keine Schnellschüsse. Auch der Nato-Rat dürfte sich das genau anschauen müssen, was vermutlich für schlaflose Nächte sorgt – oder eben für Routinebesprechungen, je nach Temperament. Interessant finde ich persönlich: Die litauischen Militärs berichten ziemlich zackig, zwei russische Flugzeuge – ein SU-30 Kampfjet plus ein IL-78 Tankflugzeug – seien etwa 700 Meter ins litauische Hoheitsgebiet eingedrungen, der Zwischenfall dauerte gerade mal 18 Sekunden. Kurzes Gastspiel, klare Botschaft. Ob die 18 Sekunden reichen, um die EU-Gemeinschaft in Alarmstimmung zu bringen? Zumindest bleibt ein schaler Nachgeschmack, wie schnell die fragile Ruhe gestört werden kann.
Russische Flugzeuge dringen während einer sensiblen Phase – dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel – über Litauen in den Nato-Luftraum ein. Friedrich Merz sieht darin eine gezielte Provokation Moskaus und kündigt eine sachliche, sorgfältige Reaktion an. Hinter dem Vorfall steckt eine vergrößerte Unsicherheit zwischen Russland und dem Westen, die sich auch in den jüngsten Kommentaren der US- und NATO-Vertreter widerspiegelt. Aktuell werden die Daten ausgewertet, um zu klären, ob es "nur" um Signalpolitik oder operatives Austesten von Reaktionen ging. Laut NATO-Quellen häufen sich solche Zwischenfälle seit Beginn des Ukraine-Kriegs, wobei jeder Einzelfall das Potenzial für größere Eskalation birgt. Verschiedene Medien berichten, dass die europäischen Mitgliedsstaaten bei aller Routine zunehmend sensibel werden: Die politischen Spannungen sind spürbar, und auf Militärebene wird jeder Vorstoß immer genauer registriert.