Freitagabend in New York: Der Dow Jones kletterte bis Handelsschluss auf rekordverdächtige 47.207 Punkte und legte damit rund ein Prozent zu. Ein paar Minuten zuvor lag der S&P 500 ungefähr 0,8 Prozent im Plus bei 6.792 Zählern, während die Technologiewerte im Nasdaq 100 mit 25.358 Punkten sogar ein Plus von einem Prozent verbuchten. Offenbar setzen viele Anleger ihre Hoffnung darauf, dass die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche endlich eine Senkung des Leitzinses ankündigt – trotz des jüngsten Anstiegs der Gesamtinflationsrate von 2,9 auf 3,0 Prozent. Bemerkenswert: Die sogenannte Kerninflation, die Schwankungen bei Energie und Lebensmitteln ausklammert, hat sich leicht auf 3,0 Prozent abgeschwächt. Das macht die Aussicht auf Zinssenkungen für dieses Jahr für etliche Investoren realistischer, auch wenn die FED ihr Zwei-Prozent-Ziel noch meilenweit entfernt sieht. Interessant am Rande: Am Donnerstag mehrten sich die Befürchtungen, dass zusätzliche Zölle die Preisspirale wieder anheizen könnten – nicht zuletzt, weil Ex-Präsident Trump ein wichtiges Handelsabkommen mit Kanada vorübergehend auf Eis legte. Sein Grund? Ein Streit um eine kanadische Werbekampagne (ausgerechnet mit der Stimme Ronald Reagans), die seine Zollpläne kritisiert.
Nebenbei bemerkt, ging auch der Euro am Abend mit leichtem Rückenwind aus dem Handel: Für einen US-Dollar bekam man 0,8594 Euro, der Wechselkurs zum Euro lag bei 1,1636 Dollar. Und noch ein schneller Blick auf die Rohstoffe: Der Goldpreis zeigte sich schwächer und fiel um 0,6 Prozent auf 4.100 Dollar je Feinunze (knapp 113,30 Euro pro Gramm). Leichte Verluste auch beim Öl: Brent aus der Nordsee kostete zum Börsenschluss 65,90 Dollar das Fass, ein Minusrand von 0,1 Prozent.
Die starken Kursbewegungen der US-Börsen nach frischen Inflationsdaten spiegeln einen Flickenteppich aus Unsicherheiten und Erwartungen wider. Einerseits hoffen Anleger weiter auf baldige Zinssenkungen durch die Fed, weil die Kerninflation – ohne schwankungsanfällige Komponenten – schwächelt. Andererseits bleibt der Druck durch geopolitische Spannungen, etwa mit Kanada, bestehen. In den letzten 48 Stunden wurde in US-amerikanischen und europäischen Finanzmedien außerdem berichtet, dass der Rückgang beim privaten Verbrauch in den USA die Notenbank-Strategie zusätzlich verkompliziert. Auch in Europa steigt die Aufmerksamkeit auf US-Frühindikatoren: Laut taz.de und sueddeutsche.de ist für viele Investoren der „Timing-Effekt“ entscheidend – das heißt, wann wirklich die ersehnte Entspannung kommt, ist zwar nicht geklärt, aber die Erwartung treibt die Kurse schon jetzt. Im Rohstoffbereich sorgen laut zeit.de und thelocal.de derzeit vor allem geopolitische Unsicherheiten für kleine Preisrückgänge bei Gold und Öl, auch wenn Experten keine langfristige Wende erwarten.