Wer heutzutage zwischen Krabbelgruppe und Konferenzraum pendelt, weiß: Die Rollenbilder brechen langsam auf – aber die Realität hinkt ziemlich hinterher. Seltsam eigentlich, dass gerade dieser Konflikt ausgerechnet während eines hochkarätigen Fußballspiels auf die große Bühne geholt wird. Im Schatten der UEFA Women's Nations-League diskutierten Expert:innen und Betroffene: Wie gelingt faire Aufgabenteilung heute wirklich, und welchen Anteil haben Politik, Unternehmen – und ja, auch wir selbst? Dr. Bettina Graf von Vorwerk bringt es auf den Punkt: 'Wir verbinden unser Engagement im Sport gern mit den Werten, die auch in der Arbeitswelt so dringend gebraucht werden. Es geht uns um Sichtbarkeit über den Fußball hinaus.' Ein Satz, der hängen bleibt.
Wirklich ernüchternd sind die nackten Zahlen. Laut Destatis buckeln Mütter in Deutschland jeden Tag mehr als zwei Stunden länger mit unbezahlter Care-Arbeit als Väter – das summiert sich im Jahr auf einen kleinen Jahresurlaub. Gleichzeitig fordern immer mehr junge Eltern partnerschaftliche Modelle und flexible Arbeitsstunden, berichten der Familienreport 2024 und andere Studien. Aber Papier ist leider geduldig: Vielerorts sind starre Erwartungen und Betreuungslücken weiter die Regel, nicht die Ausnahme.
Beim Talk in Düsseldorf wartete kein Hochglanz-Panel, sondern echte Geschichten: Alexandra Zykunov, Sebastian Tigges, Melanie Leupolz und Madeleine Alizadeh – Menschen, denen Instagram nicht reicht, um Wandel zu erklären. Und einer wie Vorwerk-Vorstand Thomas Stoffmehl betont: 'Flexible Arbeit ist keine nette Nebensache, sondern Voraussetzung für echte Gleichberechtigung.'
Das Resümee? Junge Eltern wollen gemeinsam schultern. Doch nach wie vor stolpern sie an festen Rollen und träge Systeme. Die Panelteilnehmenden mahnten: Es braucht sichtbare Vorbilder, neue Debatten und vor allem, dass Unternehmen und Politik ihre „Hausaufgaben“ machen.
Eltern stehen in Deutschland weiterhin vor einem Spagat zwischen Job und Familie – statistisch schultern Mütter immer noch klar mehr unbezahlte Haus- und Fürsorgearbeit als Väter. Gleichzeitig wächst in der jungen Generation der Wunsch nach gleichberechtigtem Teilen von Aufgaben und flexibleren Arbeitsstrukturen. Panel-Gäste wie Alexandra Zykunov und Melanie Leupolz forderten, dass neben der Politik auch Unternehmen – ähnlich wie Vorwerk selbst – glaubhafte, praktische Lösungen und Impulse für echte Chancengleichheit liefern müssen.
Aktuelle Entwicklungen: Ein Blick in die Nachrichten der letzten Tage zeigt, dass das Thema Familie und Beruf in Deutschland weiter für Streit sorgt. Die "taz" berichtet über neue Vorschläge zu einer familienfreundlicheren Arbeitszeitpolitik und ein Umdenken bei vielen Arbeitgebern. Das "Handelsblatt" thematisiert die ersten konkreten Effekte der geplanten Elterngeld-Reform: Viele Familien fühlen sich weiter allein gelassen und neue Hürden erschweren besonders Müttern die Rückkehr in den Beruf. Gleichzeitig beschäftigt sich ZEIT Online mit dem Wandel der Väterrolle, hebt aber hervor, dass strukturelle Veränderungen wie mehr verfügbare Kita-Plätze und bessere finanzielle Anreize unverzichtbar sind, damit Verantwortung wirklich geteilt werden kann.