Wer Deutschland am Laufen hält: Einwanderer als tragende Säulen vieler Mangelberufe

Mehr als jede zweite Fachkraft im Schweißhandwerk – und ähnlich sieht es auch in vielen anderen Engpassberufen in Deutschland aus: Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind dort oft diejenigen, die den Laden am Laufen halten.

heute 08:24 Uhr | 69 mal gelesen

Vor einigen Jahren hätte es wohl kaum jemand vorausgesehen, aber im Jahr 2024 ist die Realität deutlich: Ohne die Beteiligung von Beschäftigten mit Einwanderungshintergrund wären viele deutsche Firmen und Betriebe sprichwörtlich aufgeschmissen. Laut dem Statistischen Bundesamt haben in Bereichen wie der Schweiß- und Verbindungstechnik inzwischen fast zwei Drittel aller Mitarbeitenden ausländische Wurzeln – eine Zahl, die so manches Vorurteil auf den Kopf stellt. Auch in der Lebensmittelproduktion, bei Köchen oder im Gerüstbau arbeiten zu mehr als der Hälfte Personen, deren Familiengeschichte mit Zuwanderung verbunden ist. Im öffentlichen Nahverkehr, speziell bei Bus- und Straßenbahnfahrern, wird das Bild ebenfalls bestätigt. In anderen Branchen, wie der Fleischverarbeitung oder als Servicepersonal in der Gastronomie, ist die Beteiligung ähnlich hoch – also weit über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 26 Prozent. Man kann quasi sagen: Viele der Jobs, die gerade besonders dringend besetzt werden müssen, werden maßgeblich von Menschen gemacht, die ihre Wurzeln im Ausland haben oder deren Eltern einst eingewandert sind. Ganz ehrlich, wer erwartet schon, dass im Gerüstbau oder bei der Hotelreinigung beinahe jede zweite Arbeitskraft eine Einwanderungsgeschichte mitbringt? Aber genau das sind die Fakten. Die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit macht immer wieder klar: Der deutsche Arbeitsmarkt ist längst auf internationale Talente angewiesen – oder anders ausgedrückt, ohne diese Leute läuft’s halt nicht rund. Natürlich ist das Bild nicht einheitlich. Im Rettungsdienst und der Justizverwaltung oder in der klassischen Landwirtschaft, um nur drei zu nennen, arbeiten vergleichsweise wenige Beschäftigte mit Zuwanderung. Noch geringer ist der Anteil bei Lehrkräften oder in der Polizei – Berufe, bei denen kulturelle oder strukturelle Hürden vielleicht eine größere Rolle spielen als man zunächst denkt. In anderen, eher „unspektakulären“ Bereichen wie der Gebäudereinigung, in Hotels oder bei Paketdiensten sind Zugewanderte praktisch überall präsent – teils fast unsichtbar, aber fundamental. Im Grunde zeigen diese Zahlen auch, wie abhängig bestimmte Branchen inzwischen von den Zugewanderten sind. Ohne sie wären Schichtpläne und Wochenenddienste, zugegeben salopp formuliert, schlicht nicht zu stemmen. Aber ist das nicht auch ein Spiegelbild dessen, wie sich Arbeitsgesellschaft entwickelt? Manche Berufe sind attraktiver, andere nicht – und manchmal ist es Zufall, manchmal System, wer sie am Ende ausübt. Jedenfalls kann man am Ende mit gutem Gewissen sagen: Deutschlands wirtschaftlicher Alltag ist inzwischen eng verwoben mit vielen Biografien, bei denen die Reise irgendwann mal – freiwillig oder nicht – außerhalb der Landesgrenzen ihren Anfang nahm.

Die Statistiken des Statistischen Bundesamtes für 2024 verdeutlichen die enorme Bedeutung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte vor allem in Berufen, die als sogenannte Engpassberufe gelten – also dort, wo Fachkräfte dringend gebraucht werden. Besonders auffällig: In manchen Branchen wie Gastronomie, Hotellerie, Gebäudereinigung oder Transport sind solche Beschäftigte inzwischen das Rückgrat des Betriebsalltags. Kontrastiert wird dies von eher niedrigen Quoten etwa im öffentlichen Dienst, bei Lehrkräften oder in der Landwirtschaft, wobei Experten die Gründe sowohl in strukturellen Barrieren als auch in mangelnder Attraktivität einzelner Branchen sehen. Aus jüngsten Recherchen und aktuellen Berichten geht hervor, dass die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt weiterhin von Herausforderungen wie Sprachbarrieren, Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Diskriminierung begleitet wird. Dennoch zeigen Initiativen etwa von Bundesagentur und Industrie, dass gezielte Anwerbung und bessere Förderung von Einwanderern helfen können, den Fachkräftemangel langfristig zu entschärfen. Die Diskussion um Migration und Arbeitsmarkt bleibt politisch brisant, aber der ökonomische Nutzen der Vielfalt erhält immer mehr Zuspruch, auch durch neue Zahlen und Erfolgsbeispiele aus Betrieben mit hohem Migrantenanteil.

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