Taiwans Deutschland-Vertreter: China-Absage war zu erwarten

Klement Gu, Taiwans Vertreter in Deutschland, wundert sich wenig darüber, dass Außenminister Johann Wadephul seine geplante Chinareise abgesagt hat – und sieht darin eine vorhersehbare Reaktion.

24.10.25 16:20 Uhr | 34 mal gelesen

So richtig überrascht hat es Klement Gu, den offiziellen Vertreter Taiwans in Berlin, nicht: Die Reise von Außenminister Johann Wadephul nach China fällt aus. In einem Gespräch mit der 'Frankfurter Rundschau' (Samstagsausgabe, via Ippen Media) zeigte Gu Verständnis – immerhin habe Wadephul jüngst in einer Rede die militärischen Drohgebärden Chinas gegenüber Taiwan klar kritisiert und die Situation als Bedrohung der internationalen Stabilität benannt. Aus Gus Sicht wäre es aber dennoch wichtig gewesen, nach Peking zu reisen und dort mit Nachdruck auf das Gewaltverbot hinzuweisen, das auch für die Taiwanstraße gelten müsse. Auch die Rolle der freien Schifffahrt durch diese strategisch bedeutsame Meerenge wäre aus Sicht der Taiwaner betont worden. Seine Aufgabe als Interessenvertreter in Deutschland ist diplomatisch diffizil – offiziell gibt es ja gar keine Botschafter, weil Deutschland und Taiwan sich nur inoffiziell austauschen (Gu sagt aber, Abgeordnete im Bundestag würden ihn oft trotzdem als solchen ansprechen). Und während Deutschland sich mit russischen Flugprovokationen und anderen Muskelspielen herumschlägt, hat Taiwan diese tägliche Unsicherheit mit China längst als Dauerzustand: "Kriegsschiffe und Kampfjets, das ist eigentlich Routine", berichtet Gu auch aus persönlicher Erfahrung. Ein großer Angriff Pekings? Daran glaubt er kurzfristig zwar nicht, doch vorbereitet sein müsse das kleine Taiwan allemal. Und das, so Gu, bedeutet: weiter aufrüsten, vorsorgen – sowie wachsam bleiben.

Seit Oktober ist Klement Gu in Berlin, positioniert zwischen den politischen Linien eines Landes, das offiziell nicht anerkannt wird, und einer Bundesregierung, die versucht, zwischen China und Taiwan zu balancieren. Die Absage der Chinareise sieht Gu weniger als Affront, sondern als fast logische Konsequenz der jüngsten Spannungen, ausgelöst durch Chinas militärische Aktivitäten in der Taiwanstraße und deutliche Kritik seitens deutscher Politiker an dieser Aggressionspolitik. Während Europa im Schatten russischer Drohgebärden steht, ist für Gu klar, dass Taiwan mit China jederzeit und täglich auf Konfrontationskurs ist – ein Zustand, der für viele in Europa noch schwer vorstellbar bleibt. Neuere Berichte der letzten 48 Stunden zeigen, dass die politischen und militärischen Spannungen im Asien-Pazifik-Raum weiter zunehmen, wobei auch Deutschland kritisch auf Chinas Verhalten blickt. Die Bundesregierung gerät verstärkt unter Druck, in der Taiwanfrage klarer Stellung zu beziehen – vor allem nach verstärkten chinesischen Manövern nahe der Insel. Außerdem thematisieren Medien weltweit die Rolle Taiwans zwischen den Großmächten sowie Debatten über Waffenlieferungen, Abschreckungspotenzial und wirtschaftliche Verstrickungen zwischen der EU und China. Gerade im Lichterkegel jüngster militärischer Zwischenfälle wächst die Sorge, dass ein Konflikt im Fernen Osten globale Folgen hätte – für Lieferketten ebenso wie für Europas sicherheitspolitische Ausrichtung.

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