DIW-Präsident wirft Merz vor, den wirtschaftlichen Schaden durch Migrationsdebatte zu vergrößern

Marcel Fratzscher, Chef des DIW, sieht die jüngsten migrationskritischen Aussagen von Friedrich Merz (CDU) als gefährlich für Deutschlands Wirtschaftswachstum – vor allem wegen des Mangels an Fachkräften und der angeschlagenen Willkommenskultur.

heute 09:20 Uhr | 93 mal gelesen

Manchmal fragt man sich echt, wieso Spitzenpolitiker immer wieder an denselben Punkten drehen. Marcel Fratzscher, der als Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung nicht gerade zu Übertreibungen neigt, hat jedenfalls eine ziemlich klare Meinung: Wenn Merz die Migration mit Stadtbild und Abschiebepolitik vermischt, wird ein ohnehin schwieriges Thema unnötig zugespitzt – mit konkreten wirtschaftlichen Folgen. Alles hänge daran, ob Deutschland in Zukunft überhaupt noch als Magnet für gut ausgebildete Zuwanderer tauge. Das ewige Negativ-Gerede wirke nämlich nicht nur auf die politische Stimmung, sondern vor allem auf die Leute, die dringend gebraucht werden. Fratzscher bringt’s auf den Punkt: Deutschlands Wohlstand leidet schon jetzt am Fachkräftemangel – und je weniger offen das Land wirkt, desto schlimmer wird’s. Widerworte kommen aber auch aus der Wirtschaft. Knut Bergmann vom IW Berlin mahnt, bei all der Aufregung besser zu unterscheiden: Wer kommt wegen Arbeit, wer aus Not oder anderen Gründen? Das wird zu oft durcheinandergeworfen. Selbst wenn Merz’ Ton vielleicht nicht glücklich war, bleibt klar: Niemand stellt den Wert gut integrierter Zugewanderter ernsthaft in Frage. Und dennoch schwingt in jeder dieser Debatten irgendwie das Unbehagen mit – wie offen ist dieses Land wirklich für neue Gesichter?

Ehrlich gesagt, steckt mehr hinter dieser Debatte, als es auf den ersten Blick scheint. DIW-Präsident Fratzscher warnt, dass politische Aussagen wie die von Friedrich Merz die gesellschaftliche Spaltung fördern und Deutschland als berufliches Ziel für dringend benötigte Fachkräfte unattraktiver machen. Tatsächlich steht der Fachkräftemangel weiterhin ganz oben auf der wirtschaftlichen Agenda: Bereits derzeit fehlen laut aktuellen Berichten der Bundesagentur für Arbeit über 1,7 Millionen Arbeitskräfte, insbesondere in technischen und medizinischen Berufen. Die Integrationsdebatte wird zunehmend politisch aufgeladen, obwohl gerade die Hightech-Branchen und die mittelständische Industrie ohne internationale Talente kaum wachsen können. Um langfristig Wohlstand zu sichern, müsse Deutschland nicht nur pragmatisch, sondern auch emotional klar signalisieren: Wer bereit ist, sich einzubringen, ist willkommen – alles andere verschärft die bestehenden Probleme und verschließt das Land auch für jene, die man am nötigsten hat.

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