Ein Neuanfang beim Wehrdienst: Frischer Wind für die Bundeswehr

Berlin – Heute wurde der Startschuss für den reformierten Wehrdienst gegeben. Das neue Konzept zielt darauf ab, das Militär für junge Menschen – egal ob Frau oder Mann – durch Freiwilligkeit und attraktive Bedingungen wieder interessant zu machen.

heute 13:54 Uhr | 9 mal gelesen

Manchmal frage ich mich, wie sehr ein einziger Gesetzesbeschluss das Klima einer ganzen Institution verändern kann. Heute also der Wehrdienst – oder besser gesagt: seine Verwandlung. Die Politiker Siemtje Möller und Falko Droßmann zeigen sich begeistert. Ihre Botschaft: Das neue Gesetz sorgt für frischen Wind und zeitgemäße Angebote. 2.600 Euro brutto, moderne Ausbildung, und als nettes Extra ein Zuschuss zum Führerschein (bis zu 5.000 Euro obendrauf, bei zwölf Monaten Engagement). Klingt nach einem recht soliden Deal. Die Bundeswehr braucht, das ist nicht zu übersehen, dringend mehr Leute. Im kommenden Jahr setzt die Regierung auf einen Online-Fragebogen, der an alle ab Jahrgang 2008 verschickt wird: Hast du Lust auf Bundeswehr? Bist du fit? Wie sieht's mit deiner Ausbildung aus? Und: Männer müssen antworten, Frauen können – da fühlt mancher sich vielleicht zurückgesetzt, aber so geht’s nun mal los. Wieder eingeführt wird auch das Musterungsverfahren ab dem Geburtsjahr 2008 – ein bisschen wie früher, aber hoffentlich mit mehr Fingerspitzengefühl. Laut Möller und Droßmann geht es um echte Überzeugungstäter: Wer nicht will, soll auch nicht müssen – außer es klafft wirklich eine große Lücke oder die internationale Lage spitzt sich zu. Dann kann es passieren, dass tatsächlich einige eingezogen werden. Aber eben nur diejenigen, die nötig sind. Wer aus Gewissensgründen den Dienst verweigern will, kann das übrigens weiterhin tun – das ist festgeschrieben. Vielleicht bin ich zu skeptisch oder auch zu idealistisch, aber ob Werbeflyer und Bonuszahlungen reichen, um junge Leute für einen echten Dienst an der Gemeinschaft zu gewinnen? Die Zeit wird’s zeigen. Immerhin gibt es für die, die sich drauf einlassen, abenteuerliche Erfahrungen, solide Bezahlung und die Möglichkeit, der Gesellschaft auf ihre Weise etwas zurückzugeben. Bleibt nur zu hoffen, dass konsequent auf Freiwilligkeit und Fairness gesetzt wird – denn so etwas wie Zwang riecht schnell nach altem Muff.

Die heutige Verabschiedung des Wehrdienst-Modernisierungsgesetzes markiert einen Neubeginn für den Wehrdienst in Deutschland. Mit besserer Bezahlung, örtlichen Anreizen (z. B. Führerschein-Zuschüssen) und einem Fokus auf digitale Ansprache will man mehr junge Leute erreichen. Ab 2025 wird ein Fragebogen an jeden Jugendlichen ab Jahrgang 2008 versendet, wobei Männer zur Teilnahme verpflichtet sind, Frauen es freiwillig können. Ziel ist eine personell gestärkte Bundeswehr, wobei die Wiederbelebung der Musterung als Zeichen für den Ernst der Lage zu deuten ist. Sollte die Zahl der Freiwilligen nicht ausreichen, könnte eine gezielte Bedarfswehrpflicht eingeführt werden – doch auch dann bleibt das Recht auf Kriegsdienstverweigerung bestehen. Laut aktuellen Medienberichten (u.a. Zeit, Spiegel, Süddeutsche) ist die gesellschaftliche Debatte sehr lebendig: Während Befürworter die Reform als längst überfällig und notwendig betrachten, warnen Kritiker vor einer möglichen Rückkehr zur Zwangseinziehung – vor allem, wenn die Freiwilligenzahlen niedrig bleiben. Die Bundeswehr selbst steht unter Druck, ihre Attraktivität weiter zu steigern, etwa durch flexiblere Dienstmodelle, bessere Vereinbarkeit mit Ausbildung und Beruf sowie gezielte Programme für Frauen und Minderheiten. Auch wird in den Medien (z.B. in Diskussionen auf Zeit Online oder taz) betont, dass eine moderne Armee nicht nur Personal, sondern auch gesellschaftliche Akzeptanz und Vertrauen benötigt.

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