Gefährdete Christen in Nigeria: Gewalt, internationale Aufmerksamkeit und ein endloser Albtraum

Während US-Präsident Trump mit militärischem Eingreifen droht, mehren sich wieder die Berichte: Christen in Nigeria erleben extreme Verfolgung. Das Hilfswerk Open Doors, das seit vielen Jahren mit Gemeinden und Kirchen in der Region zusammenarbeitet, schildert das Ausmaß der Gewalt aus direkter Perspektive. Hinter den Zahlen verbergen sich unzählige Geschichten von Leid, Hoffnung und ohnmächtiger Wut.

04.11.25 16:42 Uhr | 43 mal gelesen

Ein düsteres Bild: Die überwiegende Mehrheit religiöser Morde an Christen geschieht in Nigeria

Die Fakten lassen einen kaum zur Ruhe kommen: 3.100 der insgesamt weltweit 4.476 wegen ihres Glaubens getöteten Christen verloren ihr Leben im letzten Jahr in Nigeria. Das jedenfalls berichtet Open Doors, und die Zahl wirkt wie ein stummer Schrei. Wahrscheinlich, so murmelt man am Rande, gibt es noch eine verborgene Dunkelziffer. Warum gerade Nigeria? Besonders in den Regionen des Mittelgürtels und im Norden brennt es lichterloh: Dörfer verschwinden, Kirchen stehen nur noch als Ruinen da und Familien werden auseinandergerissen – eine Realität, über die man lieber nicht nachdenken möchte. Bewaffnete Gruppen, schwer zu greifen und oft namenlos, greifen immer wieder an – nicht selten mit einer erschreckenden Routine.

Obwohl das in den Medien nur am Rande durchscheint, gibt es keine einfachen Schuldigen. Landkonflikte, Konkurrenz um Weide- und Rohstoffe, ethnische Spannungen, Geld, Macht – all das schwelt und explodiert immer wieder. Und dann gibt es die Akteure: Boko Haram, ISWAP, Fulani-Milizen. Ihre Brutalität trifft nicht nur Christen, auch Muslime werden Opfer ihrer Angriffe. Dennoch trifft die Gewalt die christliche Minderheit in Nigeria besonders drastisch, was der jüngste Bericht des Observatory of Religious Freedom in Africa (2024) bestätigt. Die Motive: schwer entwirrbar, aber oft erschreckend eindeutig.

Religiöse Färbung der Übergriffe: Was viele ausblenden

Berichte von Überlebenden bringen es ans Licht: Immer wieder fällt der Name Gottes als Kampfruf, Pastoren werden gezielt ins Visier genommen, Kirchen gehen in Flammen auf – und an Weihnachten droht plötzlich der Tod. Forderungen nach Zwangskonversion, angriffslustige Parolen, Umwidmung von Kirchen zu Moscheen. Wer nur von ‚Konflikten zwischen Hirt:innen und Bauern‘ spricht, verharmlost – oder versteht einfach nicht, wie verwoben Religion mit den Akten der Gewalt ist. Es bleibt ein schmerzhafter Fakt: Christen in Nigeria gelten für viele Angreifer geradezu als Freiwild.

Jo Newhouse von Open Doors für Subsahara-Afrika spricht aus, was viele nur denken: Die internationale Anerkennung der Krise ist überfällig. Die Maßnahmen – etwa die US-weite Einstufung als „besonders besorgniserregendes Land“ – sind vielleicht keine dauerhafte Antwort, aber ein Signal. Die Hoffnung dabei: Dass das Leiden endlich Gehör findet.

Was jetzt? Stimmen aus dem Geschehen

Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, war nach einem Gemetzel selbst vor Ort und berichtet, dass für die Überlebenden Schutz und Gebet über Rache stehen. Die Christen bitten um nicht mehr als das: Sicherheit. Open Doors hat ein eigenes Dossier veröffentlicht (www.opendoors.de/dossier-nigeria) und ein Hilfsprojekt gestartet (www.opendoors.de/arise-africa). Es ist ein Ringen um Menschlichkeit gegen eine Spirale der Gewalt.

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Wer mehr wissen oder ins Gespräch kommen möchte, für Interviews stehen bereit: Illia Djadi (Analyst, Journalist und Sicherheitsexperte aus Niger) und Jabez Musa (Menschenrechtsanwalt). Kontakt: Open Doors Deutschland e.V., pressebuero@opendoors.de, www.opendoors.de

Originaltext nach Motiven von Open Doors

Die Gewalt gegen Christen in Nigeria ist ein erschreckend präsentes Phänomen, das sich aus einem kruden Gemisch aus religiösen, politischen und wirtschaftlichen Motiven speist. Während Gruppen wie Boko Haram oder Fulani-Milizen gezielt christliche Dörfer attackieren, werden die tieferen Ursachen – darunter Landkonflikte, Armut, Zerstörung sozialer Strukturen und eine schwache Regierung – häufig übersehen. Inzwischen versucht auch die nigerianische Regierung verstärkt, dem Terror entgegenzutreten, steht dabei jedoch vor großen Herausforderungen, nicht zuletzt wegen Korruption, fehlender Ressourcen und wachsender Instabilität in den betroffenen Regionen. Laut neuen Medienberichten haben sich die Angriffe zuletzt weiter verschärft, wobei sich Hilfsorganisationen zunehmend aus Risiko zurückziehen müssen. Internationale Aufmerksamkeit wächst, jedoch bleibt konkrete, langfristige Unterstützung für bedrohte Bevölkerungsgruppen bisher Mangelware.

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