Gefährliche Gratwanderung: Wie Jeffrey Goldberg die US-Demokratie sieht

Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von 'The Atlantic', äußert deutliche Bedenken: Er hält die Demokratie in den Vereinigten Staaten für deutlich angeschlagen – und warnt eindringlich vor einem drohenden Wandel zur Autokratie.

heute 19:54 Uhr | 21 mal gelesen

Goldberg wirft eine Frage auf, die vielen Demokraten im Nacken sitzt: Stehen wir am Anfang einer dämmernden Autokratie, oder befinden wir uns schon weiter auf ihr entgegen? Im Gespräch mit dem 'Spiegel' lässt er wenig Zweifel an seiner Sorge: Das Team um Trump agiere nach den altbekannten Mustern der Populisten – und sei drauf und dran, Regierung und Machtstrukturen so umzuformen, dass niemand mehr bleibt, der sie kritisch hinterfragen kann. Kaum jemand, der noch Kontrolle ausüben oder Skandale aufdecken könnte, bleibt, wie Goldberg beobachtet – der Apparat werde regelrecht gesäubert. Ein relevanter Aspekt: Die Rolle der sozialen Netzwerke. Früher, erinnert Goldberg, sei Kompromissfähigkeit in der Politik hoch angesehen gewesen; heute lockt die größte Aufmerksamkeit an den Extremen, nicht in der Mitte. Ob die amerikanische Demokratie die Zeit permanenter, manipulierbarer Kommunikation überhaupt übersteht, steht für ihn auf wackeligen Beinen. Goldberg zählt mit zu den einflussreichsten Journalisten der Staaten – sein Lebenslauf liest sich fast wie eine Parabel moderner Medienrealität: Erst wurde er versehentlich per Signal in einen geheimen Gruppenchat eingeladen, in dem sich Regierungsmitglieder über einen möglichen Einsatz gegen die Huthis austauschten. Kurz darauf folgt eine Einladung zum Trump-Interview; Zufall oder Strategie? Für Goldberg steht fest: Was Trump wirklich antreibt, seien Macht, Geld und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Wer den ständigen Nachrichtenstrom für sich lenkt, gewinnt – zumindest nach Trumps Logik.

Jeffrey Goldbergs Warnungen fügen sich ein ins größere Bild einer US-Politik, die aktuell von Unsicherheiten, Spaltungen und wachsendem Populismus geprägt ist. Zahlreiche Beobachter und Analysten teilen Goldbergs Sorgen, dass die etablierten demokratischen Kontrollmechanismen und die Bereitschaft zum Dialog durch Polarisierung und gezielte Säuberungen gefährdet sind. Aktuelle Entwicklungen zeigen – verstärkt in einem Jahr mit Präsidentschaftswahlkampf –, wie groß der Einfluss sozialer Medien auf gesellschaftliche und politische Lager geworden ist. Auch internationale Stimmen nehmen einen Vertrauensverlust in grundlegende Institutionen der USA wahr: Infolge juristischer Entscheidungen, wie kürzlich zum Immunitätsstatus von Präsidenten, ist die Debatte um die Robustheit der Demokratie aktuell wie nie. Laut der 'Süddeutschen Zeitung' äußern Politikwissenschaftler die Sorge, dass Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit und Machtkontrolle in einer zweiten Trump-Präsidentschaft noch stärker unter Druck geraten könnten (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Die 'FAZ' verweist darauf, dass selbst Teile der republikanischen Partei innerlich gespalten sind und Washington brisanten Zeiten entgegensteuert (Quelle: FAZ). Auf 'Spiegel Online' verdeutlichen Berichte: Wahlkampf und Mediennarrative heizen die Polarisierung weiter an, und Trumps Strategie, negative Berichterstattung als Angriff auf seine Person zu interpretieren, wirkt zunehmend als gefährlicher Verstärker (Quelle: Spiegel).

Schlagwort aus diesem Artikel