John Bolton warnt Ukraine vor Nachgiebigkeit – Zweifel an Trumps Sicherheitsgarantien

Der frühere Sicherheitsberater von Donald Trump, John Bolton, hält nichts von ukrainischen Kompromissen gegenüber Russland – und teilt deutliche Seitenhiebe gegen seinen einstigen Chef aus.

18.12.25 21:41 Uhr | 25 mal gelesen

Bei Friedensgesprächen mit Russland sollte die Ukraine keineswegs zu Zugeständnissen bereit sein – so zumindest sieht es John Bolton, ein Mann, der im politischen Washington schon fast alles erlebt hat. "Selbst wenn man jetzt irgendeine Einigung erzielt, komme der nächste Angriff der Russen garantiert – bloß verschoben um ein paar Jahre", sagte Bolton im Gespräch mit dem Spiegel. Seiner Einschätzung nach würden Trump und dessen Umfeld – allen voran Steve Witkoff und Jared Kushner – nicht wirklich verstehen, welches strategische Dilemma das für Kiew bedeutet: Man wolle schlichtweg einen Deal, koste es, was es wolle, völlig unabhängig von langfristigen Folgen. Die Idee, die NATO-Mitgliedschaft zugunsten vermeintlicher Sicherheitsgarantien aufzugeben, hält Bolton für schlicht fahrlässig. "Das wäre ein gewaltiger Fehler", erklärt er. "Trump ist nicht einmal zuverlässig beim berühmten Artikel 5 des NATO-Vertrags. Was sollen dann irgendwelche mündlichen ‚Sicherheitsversprechen‘ außerhalb der Allianz wert sein?" All das sei eine gefährliche Illusion seiner Ansicht nach. Bolton geht noch weiter: Ein Waffenstillstand würde Wladimir Putin praktisch nur in die Hände spielen. "Die russische Seite könnte durchatmen, Ressourcen sammeln, Armee und Wirtschaft wieder hochfahren – und sich auf den nächsten Schlag vorbereiten." Im Hintergrund sieht Bolton das Kreml-Establishment gezielt versuchen, Trump – liebevoll "nützlicher Idiot" genannt – zu instrumentalisieren. Putins Methoden kämen dabei direkt aus der KGB-Schule: Schwächen suchen, ausnutzen, drauflosspielen. Auch die neue Sicherheitsstrategie der USA quittiert Bolton mit Stirnrunzeln. Er bezweifelt, dass Trump das Papier überhaupt gelesen habe – dahinter stünden eher Leute wie JD Vance, die für eine mögliche Trump-Administration vorarbeiten. Die Europäer müssten sich, so meint Bolton, schlicht auf schwierigere Zeiten einstellen und „die Zähne zusammenbeißen“. Seine Abrechnung mit Trump als Präsident ist ziemlich eindeutig. Bolton berichtet von Vergeltungsmaßnahmen, etwa der Streichung seines Personenschutzes direkt zu Trumps Amtsantritt, und von den Ermittlungen gegen ihn, die kurz nach der FBI-Razzia in Anklagen mündeten – für ihn alles Ausdruck einer Präsidentschaft, die auf Rache bedacht sei. "Das habe ich schon 2020 im Buch geschrieben. Sollte Trump zurückkehren, werden wir es mit einer Rache-Regentschaft zu tun bekommen. Meine Geschichte ist da wohl eher die Regel als die Ausnahme."

John Bolton, der als ehemaliger Sicherheitsberater der Trump-Administration kein Unbekannter im Weißen Haus ist, sieht die Ukraine in einer beinahe ausweglosen Lage: Kein Waffenstillstand, sondern konsequente Selbstbehauptung sei der Schlüssel, da Zugeständnisse an Russland nur zu weiteren Angriffen führen würden. Er äußert tiefes Misstrauen gegenüber Trumps Sicherheitsversprechen und glaubt, dass Russland gezielt Trump beeinflusst, um seine Ziele in der Ukraine durchzusetzen. Neue Berichte aus deutschen und internationalen Medien ergänzen: In den letzten 48 Stunden wurde in mehreren Leitartikeln Problemdruck auf die Verbündeten der Ukraine betont, wobei vor allem die jüngsten militärischen Rückschläge und Zweifel an einer langfristigen US-Unterstützung im Zentrum standen. Ein aktueller Artikel der Süddeutschen Zeitung hebt hervor, dass die ukrainische Führung trotz diplomatischer Bemühungen militärische Stärke betonen muss und die russischen Offensiven im Osten des Landes noch zunehmen. Die Zeit berichtet von wachsenden Spannungen zwischen Washington und Kiew, insbesondere weil Trump eine NATO-Unterstützung offen zur Debatte stellt. Auf taz.de wird zusätzlich die EU-Perspektive beleuchtet, wonach Staaten wie Deutschland unter wachsendem Druck stehen, ihre militärische und humanitäre Unterstützung weiter zu verstärken.

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