1. Die Wurzeln reichen tief: Halloween entstand im alten Irland
Vergessen wir für einen Moment die Plastikdeko – Halloween, wie wir es heute kennen, verdankt seinen Ursprung tatsächlich den Kelten der grünen Insel. Mehr als zwei Jahrtausende zurück fanden alljährlich zur Samhain-Nacht in Irland große Feuerfeste statt. Diese markierten nicht nur das Ende der Ernte, sondern auch die Zeit, in der man meinte, die Schleusen zwischen Diesseits und Jenseits wären besonders durchlässig – die Toten könnten kurz vorbeischauen, teils mit freundlicher, teils mit weniger freundlicher Absicht. Um sich zu wappnen, schürte man hohe Flammen, erdachte Schutzrituale und brachte Opfer dar. Wer jemals Orte wie den Hill of Ward oder die sagenumwobene Rathcroghan-Anlage bei Nebel erlebt hat, versteht irgendwie, wie diese Geschichten solche Kräfte entwickeln konnten.
2. Erst Rübe, dann Kürbis: Die eigentliche Jack O'Lantern-Geschichte
Lustig, aber wahr: Die erste „Grusel-Laterne“ war keine leuchtende Kürbiskugel, sondern eine unscheinbare Rübe. Schutz vor Geistern stand im Fokus – möglichst schaurig sollte sie schimmern. Die Umstellung auf Kürbis kam erst, als irische Siedler in den USA merkten, dass es dort an Rüben fehlte. Der alte Jack aus der irischen Sage, der mit einer glühenden Kohle durch die Dunkelheit streift, schleppt also seitdem einen Kürbis statt seiner Rübe – auch das kann passieren, wenn Kulturen wandern.
3. Wer sich täuscht, bleibt verschont – Die Maskerade als Lebensversicherung
Wenn der Glaube schon vorschreibt, dass Geister unterwegs sind, wäre es doch töricht, ihnen offen zu begegnen! Deswegen schlüpften die Kelten aus reiner Klugheit in Verkleidungen. Streng genommen wollte man weniger auffallen, dem Totenreich sozusagen „inkognito“ entgehen. Ob das heute noch funktioniert? Ein bisschen fühlt es sich an Halloween jedenfalls so an, als hätte man einen uralten Vertrag erneuert, wenn das Hexen- und Monsterkostüm sitzt.
4. Trick or Treat? Alte Bräuche im neuen Gewand
Dass Kinder heute von Haustür zu Haustür ziehen, ist nicht bloß kommerzielle Erfindung. Im Mittelalter baten Bedürftige beim sogenannten „Souling“ um kleine Gaben im Austausch für Gebete zugunsten Verstorbener. Süßigkeiten gab es damals zwar nicht, aber der Gedanke, Verstorbenen das Leben im Jenseits zu erleichtern, steckt im „Trick or Treat“ noch immer irgendwo drin – leise zwar, aber da.
5. Grusel kommt aus Irland: Die literarischen Monster der Insel
Viele Schreckgestalten, die uns rund um Halloween heimsuchen, haben in Irland ihren Ursprung. Die unheimliche Frauengestalt Banshee oder auch der kopflose Reiter Dullahan, der in „Sleepy Hollow“ seinen eigenen Schädel sucht – beide entspringen irischen Legenden. Und wenn man über Dracula spricht: Auch Bram Stoker, der Schöpfer der Figur, war ein Dubliner, der sich wohl allzu gern von seiner Heimat für das Grauen inspirieren ließ.
6. Derry~Londonderry: Europas Halloween-Hauptstadt
Wer die größte Halloween-Sause Europas sucht, landet zwangsläufig in der nordirischen Stadt Derry~Londonderry. Die dortige Stadtmauer verwandelt sich ein paar Tage lang in ein einziges Spektakel, inklusive Feuerkunst, schillernden Paraden und allem, was das Herz an schaurig-schönen Eindrücken begehrt. Zwischen altertümlichen Mythen und moderner Festmeile treffen sich alljährlich Zehntausende in Kostümen und feiern bis zum Morgengrauen.
Neugierig und immer noch nicht genug?
Ob gruselige Gebäckspezialitäten, Podcasts zu irischer Mythologie oder Festivals quer über die ganze Insel – Irland hält reichlich Überraschungen rund ums Thema Halloween bereit. Wer einen Blick riskieren will, findet hier einen guten Einstieg:
Irland: Wo Halloween seinen Ursprung hat, Backen zu Halloween, irische Halloween-Festivals und Green Scream: Irlands Horror-Kunst.
Weitere Infos, Tipps und Broschüren unter ireland.com oder gleich den Podcast hören.
Halloween basiert auf dem uralten keltischen Fest Samhain, das das Ende der Erntezeit und den Eintritt in die dunkle Jahreszeit markierte. Forscher sehen Parallelen zu anderen Totenfesten weltweit; die irischen Bräuche – wie das Verkleiden zur Geisterabwehr oder das rituelle Entzünden von Feuern – sind heute noch in vielen Halloween-Traditionen spürbar. Neu ist, dass nach aktuellen archäologischen Auswertungen der Hill of Ward und Rathcroghan tatsächlich mehrfach als Schauplatz für diese Riten diente, und auch Irlands größte Halloweenpartys wie jene in Derry~Londonderry international wachsen: 2023 reiste eine Rekordzahl von mehr als 120.000 Feiernden an – hinzu kommen zahlreiche neue Festivals wie das Púca Festival, das verstärkt irische Ursprünge spiegeln will. Interessant ist auch, wie die Kommerzialisierung des Fests in Amerika Einzug hielt, ohne dass alte irische Legenden (wie Jack O'Lantern oder Dullahan) vollständig über Bord gegangen wären: Viele junge Iren entdecken die Mythen durch moderne Social-Media-Formate gerade neu. In den letzten 48 Stunden berichten Medien außerdem, dass sowohl in Irland als auch in Teilen Deutschlands verstärkt Halloween in Schulen thematisiert wird, teils kritisch diskutiert im Hinblick auf Kommerz und „Überfremdung“ von Traditionen.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
1. Spiegel Online berichtet in einem umfassenden Artikel über die zunehmende Popularität von Halloween in Deutschland und die sich daraus ergebenden Spannungen zwischen traditionellen Allerheiligen-Bräuchen und dem exportierten Grusel-Festival. Dabei werden Stimmen von Soziologen, Lehrern sowie Kindern eingefangen und aktuelle Zahlen zu Süßwarenumsätzen präsentiert. Der Beitrag hebt zudem hervor, wie schnell sich globale Trends (z. B. amerikanische Dekorationsgewohnheiten) in Deutschland durchsetzen und dabei heimische Rituale beeinflussen. (Quelle: Spiegel Online)
2. Die Süddeutsche Zeitung hat in einem aktuellen Beitrag das nordirische Púca Festival näher beleuchtet, das sich explizit den irischen Ursprüngen von Halloween widmet. Das Festival kombiniert uralte Mythen auf innovative Weise mit Livemusik, Lichtkunst und moderner Gastronomie und lockt laut Veranstaltern immer mehr Besucher aus dem Ausland an. Im Artikel wird auch diskutiert, wie wenig gewöhnliche Touristen über die eigentlichen Ursprünge des Fests wissen. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
3. Auf ZEIT Online wurde in den letzten 48 Stunden ein Hintergrundstück zum Thema Allerseelen und Halloween veröffentlicht, das die kulturellen Unterschiede der Totengedenktage in Europa herausstellt. Besonders deutlich wird darin, dass Halloween in Irland und Großbritannien vorwiegend als Fest für Lebensfreude und spielerisches Gruseln wahrgenommen wird, während beispielsweise Polen oder Italien auf spirituelle, ehrfürchtige Gedenkbräuche setzen. Der Artikel schildert, wie dieses Spannungsfeld zwischen Feiern und Gedenken inzwischen auch Debatten in deutschen Schulen und Kirchen anstößt. (Quelle: ZEIT Online)