JUPITER: Europas Weg zu eigenen Supercomputer-Gipfeln

Klingt nach Science-Fiction, ist aber längst Alltag am Forschungszentrum Jülich: Supercomputer, die Klimaforschung, Medikamentenentwicklung und Künstliche Intelligenz nach vorne katapultieren. Mit JUPITER läutet Europa einen neuen Abschnitt der digitalen Eigenständigkeit ein – und trifft dabei auf technische und politische Herausforderungen.

heute 10:33 Uhr | 33 mal gelesen

Die Datenflut sprengt alte Grenzen – in Sachen Rechenkraft hingen Europa und Deutschland bisher meist am Tropf von US-amerikanischen oder asiatischen Anbietern. Doch was passiert, wenn Ideen und Innovationen nicht mehr direkt vor Ort computergestützt werden können? Warum ein Medikament im Patienten wirkt oder eben nicht, wie Windräder bei Sturm reagieren oder wie die Landwirtschaft klimasicher bleibt: Solche Fragen verlangen nach mehr als Standard-Laptops. Exascale-Computer wie JUPITER in Jülich landen nicht nur in Rekordlisten – sie sind Knackpunkte für Forschung und Industrie. Thomas Lippert, Chef des Supercomputing Centre, ist überzeugt: Wer digital souverän sein will, muss Rechenmonstren selbst verwalten. Denn bei Cloud-Giganten landen oft sensible Daten außerhalb der EU. Und was Wissen angeht: Die Chance auf eigenes Know-how bleibt auf der Strecke, wenn alles aus einer Hand kommt. JUPITER setzt auf einen modulen Aufbau – klingt abstrakt, ist aber praktisch. Die Anlagen bestehen aus Containern, in die man nach Bedarf CPU, GPU oder neue Spezial-Einheiten – ganz im Geiste der Flexibilität – einfach hineinsteckt. Eine Art Baukasten für die Computerwelt also. Die Logik dahinter? Verschiedene Aufgaben brauchen verschiedene Stärken: KI-Training läuft anders als Strömungssimulation. Ein gemeinsamer Adressraum sorgt trotzdem dafür, dass alle Bausteine miteinander sprechen können, als wären sie aus einem Guss. Apropos Künstliche Intelligenz: JUPITER kann, was bislang in Europa kaum möglich war – das Training von Billionen-Parametern-Modellen, ohne dass Daten oder Technologien abfließen. Dass hiesige Firmen wie Mistral clevere KI-Algorithmen liefern, spielt in dem Kontext natürlich mit rein. Wer an Nachhaltigkeit denkt, wird auch nicht enttäuscht. 10 Megawatt Verbrauch – klingt nach viel, ist aber für Superrechner-Verhältnisse erstaunlich genügsam. Noch dazu kommt der Saft grün ins Haus, und die warme Luft, die aus den Prozessoren strömt, heizt nicht den Himmel, sondern vielleicht schon bald die Büros nebenan. Ein paar Projekte basteln sogar an Möglichkeiten, aus der Abwärme wieder Energie zu produzieren – ziemlich pfiffig. Ob kleine Mittelständler oder große Industrie: Über das Industry-Relations-Office und Service-Lösungen wie der JUPITER AI-Factory JAIF sollen Unternehmen künftig viel einfacher mit der Superpower arbeiten können. Die Hürden, die mit Vorschriften einhergehen, sind nicht plötzlich verschwunden, aber der Aufwand wird gestemmt. Für Lippert steht außer Frage: Echte Souveränität entsteht nur, wenn Europas Wirtschaft selbst am großen Rad dreht – und nicht immer nur importiert, was anderswo entwickelt wird. Was bleibt am Ende? Ein Anfang, vielleicht. Aber einer, der Großes möglich macht.

JUPITER steht als erster europäischer Exascale-Supercomputer für eine neue Ära der Rechenkraft in Forschung und Industrie. Die leistungsstarke, modulare Architektur erlaubt sowohl klassische Simulationen wie moderne KI-Trainings auf höchstem Niveau, während gleichzeitig Nachhaltigkeit und digitale Souveränität im Zentrum stehen. Mit seiner inaugurierenden Rechenleistung von über einer Trillion Operationen pro Sekunde markiert JUPITER nicht nur einen technischen Meilenstein: Er ist auch Symbol für Europas Streben nach eigenständiger Digitalisierung und einer resilienten Innovationslandschaft. Aktuelle Recherchen zeigen, dass JUPITER europaweit viel Aufmerksamkeit erregt – etwa im Kontext der ambitionierten Initiativen der EuroHPC JU (European High Performance Computing Joint Undertaking). Die Süddeutsche Zeitung berichtet unter anderem von Bedenken bezüglich der künftigen Betriebs- und Wartungskosten, die in den kommenden Jahren exponentiell steigen könnten. Es wird außerdem darüber diskutiert, welche Zugangsmöglichkeiten Wissenschaftler und Unternehmen aus kleineren europäischen Ländern zu JUPITER haben werden. Im Bereich KI-Training ist JUPITER laut der aktuellen Berichte nicht nur ein Prestigesymbol, sondern soll auch gezielt europäische Sprachmodelle und Forschung jenseits von US-Dominanz fördern. Wie mehrere Stimmen aus der Community betonen, bleibt es zugleich eine Herausforderung, die regulatorischen Vorgaben (insbesondere bei der Datennutzung für Unternehmen) so zu gestalten, dass auch der Mittelstand langfristig profitieren kann.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

In einem ausführlichen Artikel auf spiegel.de werden die Auswirkungen des neuen Exascale-Supercomputers JUPITER auf Europas Tech-Landschaft diskutiert. Neben technischen Details geht es auch um Wettbewerbsdruck aus den USA und China sowie um die Frage, ob Europas Wissenschaftsstandorte davon tatsächlich nachhaltig profitieren oder ob der Rückstand in der Halbleiterproduktion weiterhin ausgebremst wird. Die Bedeutung von JUPITER als Leuchtturmprojekt für die Stärkung digitaler Souveränität steht dabei im Fokus. Quelle: Spiegel.

Die Süddeutsche Zeitung analysiert die zukünftige Rolle von JUPITER für die Forschung im europäischen Raum. Der Artikel betont zum einen die wissenschaftlichen Durchbrüche, die durch die Kombination aus Big Data und Supercomputing möglich werden, weist aber auch darauf hin, dass Wartung, Energiebedarf und der Zugang für kleinere Teams kritische Punkte bleiben. Insbesondere wird gefragt, wie „offen“ das System für Start-ups oder kleine Institute künftig sein wird. Quelle: Süddeutsche Zeitung.

Auf faz.net wird das Thema Exascale-Computing vor allem unter dem Gesichtspunkt der KI-Entwicklung und Rechenleistungsverteilung in Europa beleuchtet. Im Artikel kommen neben Wissenschaftlern auch Vertreter aus der Industrie zu Wort, die die neuen Möglichkeiten durch JUPITER begrüßen, aber auf die Notwendigkeit weiterer Investitionen und relevanter Ausbildung hinweisen. Zwischen Euphorie und Skepsis wird die Frage gestellt, ob Europa mit JUPITER wirklich aufschließen kann oder weitere Projekte folgen müssen. Quelle: FAZ.

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