Kelly, SDP und Florence Welch: Neue Sounds an der Chartspitze

Michael Patrick Kelly, die Berliner Hip-Hop-Formation SDP und Florence & The Machine mischen diese Woche mit frischen Alben die deutschen Charts auf.

heute 15:49 Uhr | 21 mal gelesen

Manchmal fühlt es sich an, als drehe sich die Musikwelt im Zeitraffer – und tatsächlich stehen diese Woche drei frisch veröffentlichte Alben oben auf dem Treppchen. Michael Patrick Kelly schnappt sich mit "Traces" direkt den Spitzenplatz; SDP bringen ihre typisch eigenwillige Mischung auf Rang zwei und Florence & The Machine um Florence Welch erobern Platz drei mit dem neuen Werk "Everybody Scream". Überraschend lebendig ist auch das Feld dahinter: The Other schicken ihren Horrorpunk ("Alienated") neu auf Position sechs und Sosa La M landet (mal wieder) in den Top-10 – diesmal mit "Rookie de l`année" auf dem achten Rang. Americana-Ikone Bob Dylan beweist mit fast schon stoischer Gelassenheit, dass er mit "Through The Open Window: The Bootleg Series Vol. 18" noch immer zuhauf Hörer findet und sich auf Platz neun einreiht. Szenenwechsel zu den Singles: Durch die Netflix-Doku "Babo" dominiert Haftbefehl gleich mit zwölf Songs die Bestenliste – "069" steigt, passend zur Vorwahl seiner Heimat Frankfurt, bis auf die Drei. Fast schön kurios dann die Rückkehr von Reinhard Mey: Dank der prominenten Erwähnung in der "Babo"-Doku erlebt "In meinem Garten" nach 55 Jahren (!) seine Charts-Premiere und holt den bisher höchsten Rang überhaupt für Mey – die 15. Das hat beinahe schon etwas von musikalischer Zeitreise, oder? Noch ein Hingucker: "Berghain“, das schräge, orchestrale Kollabo-Projekt von Rosalía, Björk & Yves Tumor, schießt in sensationeller Geschwindigkeit auf die Zwölf. Und ja, die ersten Weihnachtsklassiker, allen voran die von Mariah Carey und Wham!, machen sich schon wieder bereit für ihre jährliche Chartswanderung. An der absoluten Spitze der Singles bleibt’s jedoch stabil: Swift und HUNTR/X führen das Feld weiter an. Ach ja – nur zur Erinnerung: Die deutschen Charts, eine Art musikalisches Stimmungsbarometer der Republik, spiegeln rund 90 Prozent aller Verkäufe wider – ermittelt von GfK Entertainment.

Der Start in den November bringt Bewegung in die deutschen Musikcharts – Kelly, SDP und Florence & The Machine steigen neu ganz vorne ein, was durchaus ein Hinweis darauf ist, wie sehr Streaming und Medienpräsenz aktuell die Präferenzen der Zuhörer beeinflussen. Besonders bemerkenswert ist der Überraschungserfolg alter Titel wie Reinhard Meys "In meinem Garten" – eine Tendenz, die in den letzten Jahren immer mal wieder aufblitzt, wenn alte Songs durch neue Kontexte (Werbung, Filme oder Serien) plötzlich neu entdeckt werden. Haftbefehl demonstriert eindrucksvoll, welchen Impact Dokumentationen auf das Chartgeschehen haben können. Aus der Recherche: Mehrere Quellen berichten von einer allgemeinen Trendwende, bei der TikTok-Viralität oder TV-Serien immer häufiger das Chartgeschehen dominieren. Die wachsende Überschneidung von Pop, Hip-Hop und sogar Orchestermusik (siehe "Berghain") deutet darauf hin, dass stilistische Grenzen weiter verschwimmen. Auffällig ist zudem die anhaltende Kraft von Weihnachtshits, die routiniert jedes Jahr aufs Neue Chartplätze zurückerobern.

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