Tatort: „Der Reini“ – Ein Bruder, ein abgelegener Hof und ein Albtraum im Schwarzwald

Ein friedlicher Schwarzwaldhof, Familienbande und dann alles außer Kontrolle: Kommissar Friedemann Berg bleibt im neuen 'Tatort' am 16. November keine Zeit zum Verschnaufen, als sein Bruder Reinhard plötzlich mit dunklen Absichten und gefährlicher Begleitung auftaucht. Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner treffen auf ein Ensemble voller gebrochener Figuren – es wird rau, nah und vielschichtig. Und das Ganze ab 20:15 Uhr im Ersten.

heute 15:48 Uhr | 20 mal gelesen

Es gibt Tage, die fangen ganz harmlos an, irgendwie beinahe belanglos, bis plötzlich das Schicksal an die Hintertür klopft – manchmal wortwörtlich. Friedemann Berg erlebt so einen Moment, als er davon hört, dass sein Bruder Reini aus der Psychiatrie entwischt ist. Keine gute Nachricht, wenn man mit der eigenen Familie ohnehin ein schwieriges Verhältnis pflegt. Und dann steht Reini mit Freundin Mika, einem schweigsamen Luke Badrow – und allem Anschein nach einem blutigen Geheimnis – vor der Tür. Ein Wagen, eine Waffe – alles Hinweise auf einen aktuellen Mordfall. Friedemann steckt fest. Gänzlich durchdachte Fluchtpläne? Keine Chance: Badrow nimmt kurzerhand alle in Geiselhaft, kein Anruf, keine Funkverbindung raus. Währenddessen verliert Franziska Tobler langsam die Geduld mit dem vermeintlich unzuverlässigen Kollegen. Sie ahnt nicht, was auf dem Hof abgeht, fährt schließlich selbst hin – keine Sekunde zu früh, wie sich zeigt. Was dann folgt, ist weniger Krimi nach Lehrbuch als vielmehr ein Porträt schräger, getriebener Charaktere unter Druck. Übrigens: Die Bilder sind stimmungsvoll eingefangen, probieren’s aus.

Der neueste SWR-'Tatort' „Der Reini“ spielt geschickt mit der Dynamik zerrütteter Familienbeziehungen und dem Reiz eines abgeschiedenen Settings. Friedemann Berg gerät durch die überraschende Rückkehr seines psychisch angeschlagenen Bruders in akute Gefahr: Plötzlich steht er, gefangen im eigenen Elternhaus, nicht nur vor einem Bruder-Drama, sondern auch mitten im Zentrum eines Mordfalles. Greifbar wird im Film vor allem, wie persönliche Traumata und Loyalitätskonflikte der Figuren echte Spannung produzieren – anders als bei vielen üblichen TV-Krimis gibt es hier keine Schwarzweißmalerei, sondern eine dichte, fast schmerzhafte Ambivalenz. Eva Löbau (Tobler) und Hans-Jochen Wagner (Berg) gelingt es, die zwischen Wut, Enttäuschung und Fürsorge schwankende Beziehung glaubwürdig zu zeigen, während Felician Hohnloser als Reini für Unvorhersehbarkeit sorgt. Bemerkenswert am Setting ist auch der entschleunigte, beinahe bedrückend ruhige Schwarzwald – eine Bühne, auf der jederzeit das Unheil durchbrechen kann. Schaut man sich um, sind Berichte über diesen „Tatort“ voll des Lobes für die komplexe Figurenzeichnung und die konsequent erzählten inneren Konflikte (Quelle: FAZ, DW, TAZ). Darüber hinaus wird betont, wie sehr sich der Schwarzwald als starker Charakter ins Fernsehen zurückschiebt, mit all seiner Kälte und Schönheit.

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