Martin Lautwein und das Grauen syrischer Haft: ProSieben-Doku untersucht Foltererfahrungen eines Deutschen

Unterföhring – 'Sind das etwa Striche von Kakerlaken?', fragt Thilo Mischke in eine düstere Zelle. 'Die habe ich zerquetscht, damals', antwortet Martin Lautwein nüchtern. 2018 wurde Lautwein als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Syrien grundlos verhaftet und landete ohne Anklage für 48 Tage im berüchtigten Foltergefängnis. Isoliert, eingeschlossen, ausgeliefert. In der ProSieben-Reportage 'THILO MISCHKE. Spurlos verschwunden – der Deutsche aus dem Folterknast' (Montag, 10. November, 20:15 Uhr auf ProSieben und Joyn) kehrt er mit dem Reporter zurück an den Ort des Schreckens. Zusammen suchen sie nach dem Mann mit der roten Ferrari-Kappe, Lautweins Peiniger. Nach dem Sturz des Assad-Regimes ist freier Zugang möglich – und Martin steht wieder in der engen Zelle, die ihm nie aus dem Gedächtnis gewichen ist.

heute 11:01 Uhr | 13 mal gelesen

Martin Lautwein hatte Glück im Unglück: Er kam – anders als viele – lebend aus syrischer Haft zurück. Zusammen mit Karim, der zehn Jahre selbst erleiden musste, was Folter bedeutet, begleitet Reporter Thilo Mischke die beiden auf eine Reise in das zerrüttete Syrien. Das Land ist gezeichnet von Jahrzehnten des Terrors, die Menschen sind tief traumatisiert. Mischke beschreibt, wie selten ihn eine Recherche so nachhaltig mitgenommen hat – psychisch wie emotional. Die Wucht der syrischen Stimmen, gezeichnet von Angst und Scham, lässt kaum einen unbewegt. Produziert hat die Dokumentation PQPP2. Am Montag, den 10. November 2025 um 20:15 Uhr läuft die Reportage bei ProSieben und Joyn. Im Herbst folgen weitere intensive Formate: "JENKE. Zeitreise" am 17.11., "LINDA ZERVAKIS. Dumm, dümmer, Deutschland?" am 24.11. sowie "THILO MISCHKE. Dikta-Tour – das Comeback der Autokraten" am 1.12.

Laut der Recherche von ProSieben wurden unter dem Assad-Regime in Syrien systematisch politische Gefangene gefoltert und misshandelt, was bis heute tiefe Spuren in der Bevölkerung hinterlässt. Martin Lautwein, ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, geriet 2018 offenbar durch einen bürokratischen Zufall oder Misstrauen der Behörden ins Visier und erlebte die ganze Härte der syrischen Repressionsmaschinerie. Seine Rückkehr in das ehemalige Foltergefängnis offenbart unverblümt nicht nur persönliche Traumata, sondern auch, wie kollektive Angst und Gewalt das Land über Generationen prägt. Ergänzend berichten zahlreiche internationale Medien über die immer noch fragilen Sicherheitsbedingungen und hohen Menschenrechtsverletzungen in Syrien, auch im Jahr 2024 – so thematisieren aktuelle Artikel das erneute Erstarken des Assad-Regimes, die anhaltende Straflosigkeit für Folterer und das zähe Ringen deutscher Gerichte um Aufarbeitung syrischer Verbrechen. Zwischen Hoffnung auf Vergangenheitsbewältigung und dem Schrecken der Gegenwart bleibt Syrien ein Land am Abgrund. Trotz weltweiter Aufmerksamkeit scheint ein Ende der Gewaltherrschaft in weiter Ferne, wie auch NGOs mehrfach anklagen.

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