„Frieden fällt uns nicht in den Schoß; er muss bewusst geschaffen, ja, gepflegt werden“, mahnte Mattarella am Sonntag im Bundestag. Ohne das Miteinander von Staaten, Organisationen und Völkern, so seine Überzeugung, seien menschliche Würde und nachhaltiger Frieden kaum denkbar. Was oft nach fader Bürokratie klingt – multilaterale Institutionen wie die UNO, der Internationale Strafgerichtshof oder humanitäre Organisationen –, sei in Wahrheit das Rückgrat globaler Verantwortung.
Mattarella betonte, dass der Multilateralismus eben mehr sei als Verwaltungsarbeit. "Er ist das Ventil, das Konflikte entschärft und den Raum für Verständigung schafft", sagte er – eine gemeinsame Sprache, die das Leben über Machtdünkel stellt.
Nach der Ehrung der Opfer im Plenarsaal kam Mattarella auch mit Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zusammen. Klöckner beschrieb den Volkstrauertag als ein eindringliches Echo aus der Vergangenheit und als schmerzhafte Erinnerung daran, dass auch heute Frieden keine Selbstverständlichkeit sei – weder in Europa noch anderswo. "Gedenken darf nicht im Rückblick verharren, es muss uns zu Engagement und Handeln bewegen. Demokratie und Frieden sind Aufgaben, keine Zustände." Wer um die Folgen von Krieg weiß, dürfe nicht tatenlos zuschauen, wenn demokratische Werte ins Wanken geraten – überall auf der Welt.
Zur Einordnung: Der Volkstrauertag, 1952 offiziell eingeführt, erinnert in Deutschland als „stiller Tag“ stets zwei Sonntage vor Advent an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Ein Tag der kollektiven Besinnung – und, wenn man Mattarella folgt, auch ein Tag zur Erneuerung gemeinsamer Verantwortung.
Mattarellas leidenschaftliches Plädoyer im Bundestag für internationalen Zusammenhalt als Friedensgaranten findet aufhorchende Resonanz, insbesondere angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und zahlreicher Konfliktherde. Seine Rede hebt den Wert von Organisationen wie den Vereinten Nationen hervor und hebt Multilateralismus als Gegenentwurf zur politischen Eigenbrötelei hervor. Neuere Debatten – etwa angesichts des Gazakriegs und wachsender Spannungen an den EU-Außengrenzen – zeigen deutlich, dass das fragile Geflecht der internationalen Kooperation unter Druck steht.
Aktuell berichten mehrere Medien über verschärfte Konflikte an Europas Grenzen und Herausforderungen für internationale Bündnisse: Zum Beispiel befasst sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Warnungen vor einer „Erosion des Miteinanders“ angesichts wachsender Nationalismen und dem Vertrauensverlust in Institutionen; die Zeit.de beleuchtet die Debatte um Deutschlands Rolle als Mittler im Ukraine-Konflikt und die Notwendigkeit multilateraler Initiativen; bei der Süddeutschen Zeitung wird diskutiert, wie die Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg nicht in Distanz und Gleichgültigkeit versinken darf. Insgesamt unterstreichen diese Entwicklungen, wie relevant das Gedenken und der Appell Mattarellas gerade jetzt sind.