Treffen Merz–Christodoulidis: Zyperns EU-Ratspräsidentschaft und Europas Baustellen

Am Freitag empfing Friedrich Merz (CDU) den zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulidis in Berlin – mit Blick auf Zyperns bevorstehenden Vorsitz im EU-Rat.

heute 15:22 Uhr | 29 mal gelesen

Ziemlich diskret, fast beiläufig, trafen sich Friedrich Merz und Nikos Christodoulidis im Kanzleramt. Auf dem Papier ging es vorrangig um Zyperns geplante Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft ab 2026. Doch die größere Bühne: Die Beziehungen zur Türkei, Europas Suchen nach innerer Stärke und, ganz pragmatisch, der EU-Haushalt. Merz, hörbar bemüht, stellte klar, dass die kommenden Jahre ein dickes Brett bedeuteten. 'Enorme Herausforderungen', deutete er an – national und weit darüber hinaus. Christodoulidis, geradlinig, will die Ratspräsidentschaft als einen Moment der Stärkung nutzen: Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit, strategische Autonomie – das alles klingt fast wie ein Echo der Berliner Regierungslinie, nur mit zyprischem Akzent. Interessant dabei: Die Rolle Deutschlands, so der Präsident, sei nicht nur mitspielend, sondern entscheidend. Im Hintergrund schwingt Zyperns delikate Position zwischen EU und Türkei mit – das Gespräch über Brücken nach Ankara wurde nicht ausgespart. Merz sprach offen die 'konstruktive Haltung' Nikos‘ an, während zwischen den Zeilen die Zypernfrage pulsierte: Wie nah will (und kann) die EU die Türkei wirklich heranlassen?

Merz und Christodoulidis diskutierten ausführlich über Zyperns voraussichtliche Aufgaben als EU-Ratspräsident ab 2026, darunter einen modernisierten EU-Finanzrahmen und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit Europas. Besonders im Fokus standen dabei nicht nur die üblichen institutionellen Herausforderungen, sondern auch die heikle Rolle Zyperns im Verhältnis zur Türkei – ein Thema, das angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen und der Flüchtlingsfrage zusätzlich Brisanz erhält. Wie in mehreren Berichten der letzten Tage betont wird, steht die EU momentan unter massivem Veränderungsdruck: Der Umgang mit der Migration aus Krisengebieten, die verstärkte Rüstungszusammenarbeit sowie der wirtschaftliche Wettbewerb mit China und den USA prägen die Debatten rund um die kommenden Ratspräsidentschaften. Zypern muss sich dabei als Vermittler und Modernisierer zugleich positionieren – angesichts der Blockaden im Migrationspakt und der türkischen Expansionspolitik keine leichte Aufgabe.

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