Wadephul machte klar, Deutschland unterstütze die sechs Westbalkan-Staaten auf unterschiedlichsten Wegen – sowohl im bilateralen Austausch als auch gemeinsam mit den europäischen Partnern im Rahmen des Berlin-Prozesses. Seiner Ansicht nach sei der Moment besonders günstig: „Erstmals seit Längerem sieht es realistisch aus, dass beim EU-Beitritt entscheidende Schritte nach vorne gelingen könnten.“ Die Erwartungshaltung vieler Menschen im Westbalkan sei hoch – aus seiner Sicht vollkommen zu Recht, denn sie investieren viel Kraft und Mut in Reformprozesse.
Eine EU-Mitgliedschaft bedeutet aber auch harte Arbeit: Rechtstaatlichkeit, wirksamer Kampf gegen Korruption und uneingeschränkte Grundrechte nennt der Politiker als Voraussetzungen. Gerade Montenegro und Albanien hätten in den letzten Monaten spürbare Verbesserungen erreicht – andere Länder müssten allerdings noch an Tempo zulegen. Kein leichter Weg, aber, so Wadephul sinngemäß, es führt für ein gemeinsames, stärkeres Europa kein Weg daran vorbei.
Wichtig ist ihm zudem, dass die Region unabhängiger bei der Energieversorgung wird, auch um politisch nicht erpressbar zu sein. Angesichts globaler Unsicherheiten unterstreicht er Deutschlands Engagement als Partner und betont: Ein stabiles, europäisch orientiertes Westbalkan sei im ureigenen Interesse der EU, um autoritären Einflüssen entgegenzutreten. "Europa bleibt nur vital, wenn es aus sich heraus stark ist."
Wadephul stellt deutlich heraus: Die Westbalkan-Staaten sind aus seiner Sicht ein Teil der erweiterten europäischen Familie. Reformbereitschaft, vor allem bei Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung, sieht er als absolute Bedingungen; gerade Montenegro und Albanien haben jüngst Fortschritte gemacht, doch in anderen Ländern stockt der Wandel. Deutschland, so betont er, sehe sich als verlässlichen Partner und wünsche sich, dass die Region nicht durch antidemokratische Kräfte destabilisiert werde. Recherchen der letzten 48 Stunden zeigen, dass die Westbalkanpolitik aktuell Gegenstand intensiver Debatten ist, auch weil in der Region weiterhin geopolitische Spannungen insbesondere durch den russischen Einfluss und ungelöste Konflikte wie zwischen Serbien und Kosovo zu beobachten sind. Der Berlin-Prozess und die Energiesicherheit stehen zudem auf mehreren internationalen Agenden ganz oben, etwa beim EU-Westbalkan-Gipfel. Besonders Albanien und Montenegro hoffen auf baldige EU-Fortschritte, während etwa in Nordmazedonien der Widerstand gegen weitere Reformen stärker wird.