Mehr Bewusstsein für nachhaltige Ernährung? Wissen um Hülsenfrucht-Vorteile bleibt lückenhaft

Berlin – Klimakrise und Ressourcenknappheit rücken nachhaltige Lebensmittel weiter in den Fokus. Dennoch weiß nur ein Bruchteil der Bevölkerung, wie wertvoll der Anbau europäischer Hülsenfrüchte für Klima und Agrarlandschaften wirklich ist – das legt eine aktuelle UFOP-Umfrage nahe.

heute 11:59 Uhr | 18 mal gelesen

Ganz ehrlich, wenn ich im Supermarkt an die Bohnen und Erbsen vorbeischlendere, denke ich selten darüber nach, was diese unscheinbaren Dinger eigentlich für unsere Böden tun. Dabei sind Sorten wie Ackerbohne, Körnererbse oder Sojabohne echte Multitalente: Sie verbessern den Boden, brauchen keinen mineralischen Stickstoffdünger und lockern starre Fruchtfolgen auf. Kurios: Trotz all dieser Vorteile taucht das Wissen darüber in der Öffentlichkeit eher bruchstückhaft auf – nur ein Drittel weiß ungefähr, was Sache ist. Weniger als die Hälfte ist mit Details wie Wasser- oder Humusgewinn vertraut; Biodiversität? Für viele offenbar nur ein abstrakter Begriff. Dabei halten die meisten Hülsenfrüchte immerhin für natürlich und weit über die Hälfte für umweltfreundlich – da ist doch ein grundlegendes Ur-Vertrauen da, oder liege ich falsch? Die Marktforscher der B2con haben im Auftrag der UFOP 1.030 Personen befragt und die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Im Grunde wollen viele umweltfreundlicher konsumieren, stolpern dabei aber immer wieder über Wissenslücken. Bleibt die Frage, ob mehr Aufklärung dazu führen wird, dass Körnerleguminosen auch wirklich in unseren Ernährungsalltag einziehen. Übrigens: Unter dem Kampagnen-Namen "DIE VIER VON HIER!" gibt die EU diesem Bildungsprojekt von 2024 bis 2027 in Deutschland und Österreich Rückenwind. UFOP ist dabei einer der starken Akteure, die sich ohnehin für heimische Eiweiß- und Ölpflanzen ins Zeug legen. Wer’s genau wissen will, kann ja mal einen Blick in die Ernährungsempfehlungen der DGE oder österreichischen Kollegen werfen (siehe Links). Mein Eindruck? Gemüse ist mehr als Beilage – Europa hat noch einiges zu lernen.

Das öffentliche Interesse an nachhaltigen Ernährungsweisen nimmt messbar zu, doch die tatsächliche Kenntnis über die Vorteile europäischer Hülsenfrüchte bleibt beschränkt – das offenbart eine neue UFOP-Studie (1.030 Befragte, Deutschland). Weniger als 40 Prozent sind über positive Effekte wie verbesserte Biodiversität, reduzierten Düngerbedarf oder mehr Lebensraum für Insekten informiert, auch wichtige Aspekte wie Wasserbindung oder Humusaufbau werden von noch weniger wahrgenommen. Zeitgleich bewertet eine Mehrheit Hülsenfrüchte als natürlich und zumindest die Hälfte als klimafreundlich, sodass Experten wie die EU mit Kampagnen aufklären wollen, um eine Ernährungswende anzuschieben. Recherchen aktueller Medienberichte zeigen darüber hinaus: Der Weltverbrauch an Hülsenfrüchten steigt stetig. Immer mehr Köche und Ernährungsexperten fordern, heimische Leguminosen als Hauptzutat auf Teller und in der Landwirtschaft zu bringen (FAZ, Sueddeutsche). Gleichzeitig zeichnen viele Medien ein Bild vom langsamen Wandel - zwischen wachsendem Interesse und den Grenzen durch fehlende Informationen. Die Politik sieht Leguminosen als Teil der EU-Strategie zur nachhaltigen Ernährung, muss aber auch Widerstände bei Verbrauchern und Landwirten überwinden. Gerade in vielfältigen Esskulturen Deutschlands gibt es noch einen weiten Weg, bis Bohne, Linse & Co. zum täglichen Brot werden. Neue Programme, etwa von Slow Food oder dem Bundeszentrum für Ernährung, setzen gezielt auf Bildung und Aufklärung.

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