Neue Anreize für Europas Biotechnologie: Warum der EU-Biotech-Act jetzt Besonnenheit verlangt

Der gestern präsentierte Entwurf des EU-Biotech-Acts wurde von der pharmazeutischen Industrie in Deutschland mit großem Interesse aufgenommen. Der Zeitpunkt scheint günstig, denn die Konkurrenz in Sachen Innovation und Produktion – vor allem aus den USA und China – wächst. Gefragt ist jetzt mehr als Symbolpolitik: Europa muss beweisen, dass Gesetzgebungsverfahren und Realwirtschaft tatsächlich zusammenfinden.

17.12.25 16:48 Uhr | 4 mal gelesen

Eigentlich ist Biotechnologie ja so ein sperriges Thema. Aber der neue Vorstoß aus Brüssel zeigt Mut. Endlich, dürfte so mancher denken: Die EU will ihrem innovationsgetriebenen Biotech-Sektor den Rücken stärken. Das Echo der Industrie – in Person von Dr. Kai Joachimsen – fällt dementsprechend wohlwollend aus. Was steckt dahinter? Vor allem eines: Der Entwurf sieht vor, den Patentschutz für Biopharmazeutika ein Jahr zu verlängern, wenn Entwicklung und Produktion in Europa stattfinden. Keine schlechte Idee, um Investitionen besser kalkulierbar zu machen. Allerdings: Mit der anderen Hand schaffen parallele Vorschriften, wie die automatische Substitution in Apotheken, neue Unsicherheiten und Preisdruck, besonders bei Biosimilars. "Wer dauerhaft Dumpingpreise verlangt, darf sich irgendwann nicht wundern, wenn die Firmen woanders hingehen", so die Meinung, die kursiert – leider nicht ganz zu unrecht. Erwähnenswert ist aber auch, dass im neuen Biotech-Act erstmals Tierarzneimittel explizit mitgedacht werden. Das wurde lange vernachlässigt, ist aber für nachhaltige Innovation zwingend nötig. Und – ein Punkt, der fast im Text untergeht, aber entscheidend sein könnte – Europa will das Kapitalproblem angehen. Mit gezielten Finanzierungsprogrammen für spätere Entwicklungsphasen könnte die berühmte 'Tal der Tränen'-Lücke für Start-ups entschärft werden. Ach ja: Die größte Herausforderung bleibt, all diese Ansätze nicht in kleinteiligem Lobbyismus oder Bürokratiekram versanden zu lassen. Diesmal muss umgesetzt werden. Ideen gab es genug – jetzt braucht es auch mal Mut zu Taten. (Wobei: Ganz sicher sein, dass nicht wieder der kleinste Nenner zum Maßstab wird, kann man nie…)

Der EU-Biotech-Act will neue Wachstumsimpulse für den europäischen Biotechnologiesektor setzen und unter anderem den Patentschutz für in Europa entwickelte Medikamente verlängern sowie bessere Investitionsanreize schaffen. Während die Industrie Zuversicht signalisiert, machen gleichzeitig Warnungen vor anhaltendem Preisdruck, etwa durch automatische Substitution bei Biosimilars, die Runde. Ganz neu ist, dass gezielte Finanzierungsprogramme und sogar Tierarzneimittel berücksichtigt werden – Experten sehen darin eine Chance, Europas Position international zu stärken, vorausgesetzt, die Umsetzung erfolgt konsequent und zügig. Recherchen zeigen, dass die Debatte um die Stärkung der Innovationskraft europäischer Biotechnologie in praktisch allen großen Nachrichtenportalen aktuell diskutiert wird: Laut der Süddeutschen Zeitung unterstreicht der Vorschlag die Notwendigkeit, wirtschaftliche Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit insbesondere angesichts globaler Unsicherheiten zu fördern; Forscher und Unternehmen begrüßen die Gesetzesinitiative, warnen aber vor zu viel Bürokratie (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Ein Beitrag der Zeit beschreibt, wie der Biotech-Act dazu beitragen soll, Existenzgründungen und den Transfer neuer Medikamente aus der Forschung in den Markt zu beschleunigen; gleichzeitig gibt es Bedenken, dass soziale Ungleichheiten beim Zugang zu Therapien zementiert werden könnten (Quelle: ZEIT Online). Die FAZ berichtet, dass der aktuelle Gesetzentwurf ausdrücklich darauf abzielt, die Innovationslücke zwischen Europa und den USA/China zu schließen, verweist jedoch auf das hohe Risiko politischer Verwerfungen beim Gesetzgebungsprozess (etwa nationale Einzelinteressen oder Wahljahre), die den Fortschritt ausbremsen könnten (Quelle: FAZ).

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