Neue Buchtipps zum Jubiläum: Die Armee der Einheit und das Ende der NVA im Blick

Potsdam feiert das 35. Jahr der deutschen Einheit – und setzt dabei militärhistorische Akzente. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) stellt zwei frische Werke vor, die den Wandel von NVA zur Bundeswehr neu beleuchten.

heute 09:00 Uhr | 37 mal gelesen

Wenn sich der Herbst über Potsdam legt und die Jahrestage rund um die Wiedervereinigung aufklingen, ist auch militärhistorisch einiges los. 35 Jahre gemeinsame Armee – kaum jemand erinnert sich noch richtig an die Wirren und Unsicherheiten, die das Ende der DDR und das Zusammenwachsen zweier Militärkulturen geprägt haben. Doch genau dort graben zwei aktuelle Bücher nach vergessenen Geschichten und verdrängten Gefühlen: Erstens "Armee der Einheit?" von Matthias Rogg, das erfrischend klar und mit viel Hintergrundwissen den sicherheitspolitischen Balanceakt zur Zeit der Einigung analysiert. Rogg zieht dabei bislang kaum beachtete Dokumente heran und hinterfragt eher nüchtern, was aus den Versprechen von 1990 wurde. Zweitens "Vom Verschwinden der NVA 1989/90" – daran haben Jörg Echternkamp und Klaus Storkmann gearbeitet. Die beiden Historiker lassen Zeitzeugen ausführlich auspacken. Es entstanden faszinierende Einblicke: Wenige wissen etwa, wie sich Verantwortung und Angst in den Köpfen der NVA-Führung abspielten, während draußen in Leipzig oder Dresden hunderttausende Menschen gegen das Politsystem auf die Straße gingen. Die offiziellen Buchvorstellungen dazu finden erst 2025 statt, doch man kann sicher sein, dass Experten wie Generalleutnant a.D. Rainer Glatz und zahlreiche andere Wegbegleiter aus Bundeswehr und Wissenschaft die nötigen Kontroversen und Erinnerungen einbringen. Wer mehr erfahren möchte, klickt am besten durch auf die Seite des ZMSBw oder nutzt die Kontaktdaten der Pressestelle.

Mit den Neuerscheinungen "Armee der Einheit?" und "Vom Verschwinden der NVA 1989/90" setzt das ZMSBw neue Akzente in der historischen Auseinandersetzung mit der deutschen Wiedervereinigung und ihrer militärischen Seite. Während Rogg mit analytischer Distanz und neuen Quellen die Sicherheitsarchitektur nach 1990 beleuchtet, öffnen Echternkamp und Storkmann das Tor zu persönlichen Erinnerungen prägenden Umbruchsjahre, was zusammen erstmals einen breiten wie empathischen Zugang zu diesem Übergang ermöglicht. In aktuellen Debatten wird mehrfach deutlich, dass das Thema Militärtransformation von Ost- zu Westdeutschland nicht nur historische, sondern auch gesellschaftliche Relevanz besitzt: Viele Soldaten der ehemaligen NVA mussten sich nicht nur beruflich, sondern auch biografisch neu orientieren. Inzwischen wird auch das Spannungsfeld zwischen Erinnerungsarbeit und der Notwendigkeit, diese Geschichten in ein heutiges Demokratieverständnis einzubetten, immer wieder thematisiert. Neben neuen Büchern wächst das Interesse an Zeitzeugengesprächen und an Ausstellungen, wie sie etwa das Militärhistorische Museum Dresden oder das ZMSBw selbst anbieten. Wer sich tiefergehend informieren will, kann nicht zuletzt Podcasts und aktuelle öffentliche Vorträge nutzen, die seit Jahresbeginn vermehrt zu diesen Themen angeboten werden.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. In einem aktuellen Artikel beleuchtet die Süddeutsche Zeitung die Herausforderungen und Ambivalenzen der deutschen Einheit anhand persönlicher Biografien und politischer Erinnerungskultur, wobei vor allem das Fortwirken von Ost- und Westidentitäten diskutiert wird (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

2. Die taz berichtet in einem ausführlichen Beitrag über den wachsenden Bedarf an historischer Aufarbeitung des NVA-Erbes und die Rolle von Veteranenverbänden im heutigen Deutschland; die Zwischenbilanz nach 35 Jahren Einheit fällt gemischt aus (Quelle: taz).

3. Auf spiegel.de findet sich ein ausführlicher Hintergrund zur Transformation der Bundeswehr, in dem die Erfahrungen und oft widersprüchlichen Gefühle ehemaliger NVA-Angehöriger im gesamtdeutschen Kontext nachgezeichnet werden (Quelle: Spiegel).

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