Neues CO2-Budget nahezu erschöpft – 1,5-Grad-Ziel rückt in weite Ferne

Die Welt hat ihr klimapolitisches Restbudget für das 1,5-Grad-Ziel praktisch aufgebraucht und die Zeit rennt uns davon.

13.11.25 11:48 Uhr | 22 mal gelesen

Die neuesten Zahlen der Forschungsinitiative Global Carbon Project (GCP) sind ein Kaltstart fürs Gewissen: Laut Beiträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, unter anderem von der LMU München und dem Alfred-Wegener-Institut, bleibt der Menschheit – bei gleichbleibenden Emissionen – noch ein winziges Zeitfenster von vier Jahren, um das 1,5-Grad-Limit mit halbwegs realistischen Chancen einzuhalten. Auffällig dabei: Sollte man die Erwärmung auf 1,7 oder gar „nur“ 2 Grad drosseln wollen, würde das noch zwölf bzw. 25 Jahre an Emissionen erlauben. Aber Hände aufs Herz: So tröstlich klingt das nicht, oder? Die fossilen CO2-Emissionen sollen laut Prognose 2025 sogar auf einen neuen Höchstwert von 38,1 Milliarden Tonnen steigen – ein neues Allzeithoch, das etwa 1,1 Prozent über dem Vorjahr liegt. Das Wachstum ist in den letzten zehn Jahren zumindest etwas abgeflaut, von 1,9 auf 0,3 Prozent jährlich – ein Fortschritt? Vielleicht. Aber was bringt ein sanft abfallendes Tempo auf der Titanic? Positives? Tatsächlich: In Ländern wie Indien und China steigt der Pro-Kopf-Ausstoß weniger rasant, energietechnisch getrieben durch den massiven Ausbau regenerativer Quellen. Und: 35 Staaten, darunter große Namen wie die USA und die Europäische Union, haben ihre fossilen Giganten gezähmt und reduzieren Emissionen, während ihre Volkswirtschaften weiter wachsen. Beachtlich und doppelt mehr als noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig wächst der globale Energiehunger und die Emissionen aus Kohle, Öl und Gas nehmen allesamt noch einmal zu – selbst in Europa sinken nur noch die Kohleemissionen, Öl und Gas aber ziehen an. Gerade der Transportsektor (allen voran der internationale Flugverkehr) heizt weiter ein, während die Schifffahrt auf einem emissionsmäßigen Plateau verharrt. Wenigstens ein Silberstreif am Horizont: Die CO2-Emissionen aus Landnutzung und -änderungen, wie etwa durch Abholzung, gehen erstmals seit Jahren zurück – im Amazonasgebiet sogar so sehr, dass dort die Abholzung auf dem tiefsten Stand seit 2014 liegt. Biodiversität, Waldschutz und politische Maßnahmen zeigen, wenn man es positiv sehen will, Wirkung. Auch die Ozeane saugen weiterhin einen beträchtlichen Teil an CO2 auf, insgesamt satte 29 Prozent des menschengemachten Ausstoßes in der letzten Dekade. Allerdings ist hier seit einigen Jahren Stagnation festzustellen, was Fachleute auf klimatische Schwankungen sowie marine Hitzewellen, insbesondere im vergangenen Jahr, zurückführen. Und das Land? Nach einem Einbruch wegen El Niño scheint es sich CO2-technisch leicht zu erholen. Aber: Brände und Wetterextreme führen uns eindrücklich vor Augen, wie schnell und drastisch die Natur aus dem Gleichgewicht kippen kann. Klimaschutz bleibt eben nicht nur ein Konzept aus Brüsseler Amtsstuben, sondern eine Frage des Überlebens ganzer Ökosysteme.

Das globale CO2-Budget für das ambitionierte 1,5-Grad-Limit ist praktisch verbraucht, wie ein neuer Bericht von GCP zusammen mit LMU und AWI belegt. Sollte die Menschheit ihren aktuellen Kurs unverändert fortsetzen, bleiben ihr nur noch vier Jahre bis zur vollständigen „Budget-Überschreitung“. Weltweit steigen fossile Emissionen weiter und erreichen 2025 neue Rekordwerte, trotz gedämpftem Wachstumstempo und engagierter Klimaschutzbemühungen einzelner Länder. Indes zeigen positive Entwicklungen wie der Rückgang von Abholzung und verstärkte CO2-Aufnahme durch Land und Ozean, dass politische Maßnahmen gewisse Wirkung entfalten können. Neuere Recherchen betonen, dass der UN-Klimagipfel 2024 zugespitzte Forderungen an die Industrieländer stellt, ihre Emissionsreduktionsziele drastisch zu verschärfen. Grund zur Hoffnung bieten technologische Durchbrüche in der CO2-Abscheidung und globale Investitionen in erneuerbare Energien, die laut aktuellen Berichten massiv steigen. Zudem warnen Klimaforscher zunehmend vor den drohenden Kipppunkten in den Ozeanen und in der Permafrostzone, was die Notwendigkeit schneller, robuster Maßnahmen unterstreicht.

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