Gesellschaft im Wandel: Mehr Klimaschutz? Mehrheit sagt Ja – aber mit Bauchschmerzen

Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) hat den zweiten Bericht vorgestellt – Ergebnis: Die Deutschen wollen Klimaschutz, sorgen sich aber um Arbeitsplätze und soziale Gerechtigkeit.

heute 11:49 Uhr | 28 mal gelesen

Interessant, wie widersprüchlich die Stimmung hierzulande inzwischen ist: Laut dem neuen FGZ-Zusammenhaltsbericht gibt es grundsätzlich einen breiten Rückhalt für mehr Klimaschutz. Gerade mal 8 Prozent lehnen den ökologischen Wandel komplett ab – die eigentliche Hürde ist aber offenbar gar nicht das Ob, sondern das Wie. Die Zahl derer, die den Klimawandel ernst nehmen, liegt bei satten 83 Prozent. Über zwei Drittel möchten mehr Einsatz der Politik. Doch die andere Seite dieser Medaille: Fast die Hälfte der Befragten sorgt sich, durch Klimamaßnahmen könnten Jobs verloren gehen – und über 40 Prozent haben Angst, finanziell abzustürzen. Die Forscher haben daraus fünf Gruppen destilliert: Engagierte, die kompromisslos Tempo machen wollen; die Unsicheren, die einerseits das Problem sehen, andererseits Angst vor den Nebenwirkungen haben; die breite Masse der Zustimmenden, die das Thema zwar ebenfalls anerkennt, aber nicht so vehement auftritt; Indifferente, die irgendwie alles gleichgültig finden; und eben die konsequenten Ablehner. Besonders die Unsicheren sind spannend – sie sind einerseits alarmiert, andererseits nervös wegen der Kosten. Genau diese Menschen könnten für die dringend nötigen Veränderungen gewonnen werden, meinen die Wissenschaftler – wählen Politiker einen sozial ausgewogenen Weg, steigt die Chance. Die Studie macht außerdem klar: Die kleine Gruppe der Klimawandel-Leugner ist laut, sie treibt ihre Erzählungen öffentlich oder digital voran und sorgt so für das Gefühl, der gesellschaftliche Konsens sei fragil. Das irritiert viele, weshalb fast 70 Prozent befürchten, das Thema spalte unsere Gesellschaft noch tiefer.

Das FGZ hat in seinem neuen Bericht herausgefunden, dass breite Teile der Bevölkerung in Sachen Klimaschutz grundsätzlich offen sind – solange die damit verbundenen sozialen Fragen ernst genommen werden. Besonders die Gruppe der 'Besorgten', die sowohl die Notwendigkeit als auch die Risiken dieser Transformation sieht, spielt laut den Forschern eine Schlüsselrolle: Gelingt es, ihre Sorgen um Jobs und soziale Sicherheit aufzufangen, kann der gesellschaftliche Wandel gelingen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Dynamik: Kritische Stimmen, obwohl zahlenmäßig klein, nutzen öffentliche Plattformen und soziale Netzwerke gekonnt, um Unsicherheit zu säen, was wiederum die Stimmungslage in Richtung Spaltung verschieben kann. Darüber hinaus zeigen aktuelle Presseberichte, dass die gesellschaftlichen Debatten um Klimaschutz immer stärker von sozialen Gerechtigkeitsfragen geprägt werden. Mehrere Quellen, etwa die „Süddeutsche“, berichten von wachsendem Widerstand etwa gegen EU-Gebäuderichtlinien, während andere Stimmen auf die Gefahr der gesellschaftlichen Polarisierung durch Lautstärke und Präsenz radikaler Minderheiten hinweisen. Die Bundesregierung steht damit vor der Herausforderung, sowohl ökologische als auch soziale Fragen gleichzeitig glaubwürdig zu adressieren.

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