Aktuell, so Dobrindt, beschränke sich Deutschland darauf, Cyberattacken umzuleiten und abzuwehren – jedoch reiche das bei Weitem nicht mehr aus, wie er im Gespräch mit der 'Welt' betont. Künftig soll es möglich sein, aktiv auf Angreifer zurückzuwirken, notfalls auch deren Technik oder Server – selbst wenn sich diese irgendwo jenseits der deutschen Grenzen befinden – zu neutralisieren. Der Minister spricht davon, gezielte Stör- und sogar Zerstörmaßnahmen einführen zu wollen.
Interessant ist seine Bemerkung zu Drohnen über sensiblem Terrain, etwa Energieanlagen: Es lägen mittlerweile deutliche Hinweise vor, dass einige dieser Vorfälle auf russische Akteure, auch die sogenannte Schattenflotte, zurückgehen könnten.
Beim Sicherheitsgipfel der 'Welt' in Berlin ließ Dobrindt wenig Zweifel daran, dass Deutschland auf dem Prüfstand steht. Immer mehr Technologien werden gezielt gegen das Land eingesetzt, um Unsicherheit zu schüren, meint er. Deshalb drängt er auf die zügige Gründung eines zentralen Drohnenabwehrzentrums, in dem Kräfte von Bundespolizei, BKA und den Länderbehörden ihre Energie bündeln sollen. Nach langen Diskussionen nannte Dobrindt erstmals einen festen Termin: Bereits Mitte Dezember – also ziemlich bald – solle das Zentrum den Betrieb aufnehmen, sobald die Innenminister der Länder grünes Licht geben.
Dobrindt schlägt einen Richtungswechsel im Kampf gegen hybride Bedrohungen vor: Abwehr allein sei nicht mehr genug, ab sofort solle Deutschland imstande sein, auch im Ausland operierende Angriffe aktiv zu torpedieren. Dabei stehen besonders Cyberattacken und vermehrte Drohnensichtungen – teils mit russischem Hintergrund – im Vordergrund. Mit dem neu zu gründenden Drohnenabwehrzentrum möchte die Bundesregierung ihre Verteidigungsfähigkeiten deutlich stärken und künftig schneller auf neue Bedrohungen reagieren können.
Ergänzend meldet beispielsweise die 'Frankfurter Allgemeine', dass nach wie vor professionelle Cyberangriffe und Spionagetätigkeit zunehmen und der Ukraine-Krieg ein verstärktes Umschwenken auf Abwehr- und Präventionsarbeit erfordert. Die 'Zeit' berichtet, dass Ministeriumskreise zunehmend auf Kooperation mit der Privatwirtschaft und europäischen Partner setzen, um schneller einzelne Angreifer identifizieren zu können. Und laut 'Spiegel' zeigen aktuelle Analysen, dass die Gefahr nicht nur von klassischen Staaten ausgeht, sondern auch von diffusen Gruppierungen, deren Motivation oft kaum durchschaubar ist.