Österreichs Innenminister Karner spricht sich vehement gegen die europaweite Verteilung von Geflüchteten aus und pocht auf Anerkennung der bisherigen Aufnahme Österreichs. Hintergrund ist der kommende Asyl- und Migrationsbericht der EU-Kommission, mit dem erstmals systematisch erfasst wird, wie groß die Belastung durch Migration in den einzelnen Staaten ausfällt und wie der künftige Solidaritätsmechanismus ausgestaltet werden soll. Gleichzeitig brodelt es politisch: Insbesondere nordeuropäische Staaten fordern von Italien und Griechenland eine stärkere Grenzdisziplin – also keine weitere 'Durchreichung' von Schutzsuchenden – als Gegenbedingung zur Aufnahme von Geflüchteten im Rahmen der Umverteilung. Zuletzt mehrten sich Stimmen, die eine gemeinschaftliche europäische Lösung befürworten, um das Ungleichgewicht bei der Aufnahme von Geflüchteten zu entschärfen. Dabei wächst europaweit der Druck auf die Kommission, Reformen des GEAS so zu gestalten, dass sowohl Überforderung wie auch einseitige Belastungen einzelner Staaten künftig vermieden werden.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
Laut einem aktuellen Artikel der Süddeutschen Zeitung wird die Debatte um die EU-Flüchtlingsverteilung zunehmend durch innenpolitische Spannungen der Mitgliedsstaaten verschärft; Österreich kritisiert explizit die fehlenden Rückführungsmechanismen und pocht darauf, vergangene Aufnahmen stärker zu honorieren. Dennoch forciert Brüssel eine gerechtere Lastenteilung und versucht mit dem geplanten Solidaritätsmechanismus eine Einigung bis spätestens Ende des Jahres herbeizuführen. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
Wie die Zeit berichtet, sind vor allem Italien und Griechenland angesichts steigender Ankünfte am Limit und verlangen dringend Entlastung, doch viele Nordeuropäer drängen weiterhin auf eine Kombination aus mehr Solidarität und klareren Regeln bei der Rücknahme von Geflüchteten. Trotz der Uneinigkeit über konkrete Quoten bleibt der GEAS-Reformprozess ein zentraler Prüfstein für den Zusammenhalt der Union in der Migrationspolitik. (Quelle: Die Zeit)
Die FAZ wirft ein, dass die Dynamik zwischen den Hauptaufnahmeländern und den protestierenden nordeuropäischen Regierungen an Schärfe zunimmt: Die Verhandlungen über Quoten geraten immer wieder ins Stocken, da die einen auf Entlastung dringen, während andere auf effektive Grenzkontrollen und langfristige Lösungen pochen. Besonders Österreich sieht seine Kapazitätsgrenzen bereits überschritten und wünscht sich, dass Solidaritätsmechanismen vergangene Aufnahmeleistungen angemessen anerkennen. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)