Noch immer ist die Waffenruhe im Gazastreifen auf tönernen Füßen. Reem Alabali Radovan gibt in einem Interview zu, dass die politischen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung und einen effektiven Wiederaufbau weiterhin ungelöst sind. Sie mahnt: Wer jetzt zögert, riskiert, dass das ohnehin spärliche Momentum völlig verpufft – und das könnte fatal sein. Die zweite Phase des US-Friedensplans, die den Rückzug der israelischen Streitkräfte, das Ende der Hamas-Herrschaft sowie die Installation einer internationalen Truppe vorsieht, ist alles andere als gesichert. Die Fragen, wer die Kontrolle in Gaza übernimmt, wie der Übergangsrat funktionieren soll, und ob die Palästinenser in das Prozedere ausreichend eingebunden sind, stehen wie Elefanten im Raum.
Radovan appelliert nachdrücklich: Eine große Konferenz, die dem Wiederaufbau gewidmet ist, muss her – und zwar bald. Die Zeit drängt, ganze Generationen hängen am Ausgang dieser Konflikte. Die Bundesregierung sieht sich selbst dabei klar in der Pflicht, hauchte aber zuletzt ihr Engagement mit Übergangsunterkünften erst vorsichtig an – nicht zuletzt, weil deren Einfuhr erst nach Verzögerungen von Israel bewilligt wurde. Angesichts der aktuellen katastrophalen Zustände nach heftigen Regenfällen bleibt Deutschlands Druck auf mehr humanitäre Hilfe ungebrochen.
Politisch sieht die Ministerin für die Hamas keinen Platz mehr in der künftigen Verwaltung Gazas – weder militärisch noch administrativ. Gleichwohl nimmt sie zu Vorwürfen Stellung, wonach deutsche Finanzmittel in falsche Hände geraten wären; diese hält sie für unbegründet. In Bezug auf die UNRWA räumt sie Defizite ein, sieht aber keine echte Alternative zu deren Arbeit und begrüßt die Verlängerung des Mandats, wenn auch mit mahnendem Zeigefinger: Ohne einen echten Reformprozess läuft hier langfristig gar nichts.
Die aktuelle Lage im Gazastreifen bleibt extrem angespannt: Nach dem Abflauen militärischer Kampfhandlungen besteht eine fragile Waffenruhe, während die politische Zukunft der Region weiter offen ist. Entwicklungsministerin Alabali Radovan fordert ein rasches internationales Treffen zum Wiederaufbau, bemängelt aber die anhaltenden Unsicherheiten, wer künftig in Gaza das Sagen haben wird – sowohl politisch als auch verwaltungstechnisch. Ihre Forderungen fügen sich ein in den internationalen Ruf nach tragfähigen Lösungen vor Ort, wobei viele Staaten evident ambivalent agieren: Einige westliche Länder, darunter auch Deutschland, stehen zwar zu humanitärer Hilfe, fordern aber zugleich umfassende Reformen bei der wichtigsten Hilfsorganisation UNRWA — und zeigen sich zugleich beunruhigt über eine dauerhaft unklare Sicherheitslage. Ergänzend ergibt eine aktuelle Recherche in überregionalen Qualitätsmedien: In den letzten zwei Tagen dominiert die Sorge um eine Wiederholung alter Fehler beim Wiederaufbau von Kriegsregionen, während Stimmen aus dem Nahen Osten immer drängender an eine gerechte politische Lösung erinnern. In Israel wie in Europa gibt es Debatten, ob und wie externe Akteure überhaupt nachhaltig bewirken können, dass nach Jahrzehnten Gewalt ein Neuanfang gelingt.