Bedford-Strohm äußerte sich gegenüber der Funke-Mediengruppe über seine wachsende Besorgnis: In Ländern wie den USA, Russland – und auch in Hinblick auf die AfD in Deutschland – werde das Christentum zunehmend für politische Agenden benutzt. Er hält das für hochproblematisch: „Politik darf sich nicht das Christentum einfach aneignen, um damit ihre eigenen Vorstellungen zu stützen“, sagt der Theologe, der früher der Ratsvorsitzende der EKD war.
Besonders deutlich wird diese Kritik an US-Präsident Donald Trump: Während Trump sogar eine eigene Bibel herausgebe, ignoriere er im Alltag das Wesentliche christlicher Werte – Menschen werden von ihm abgewertet, Flüchtlinge unmenschlich behandelt. Bedford-Strohm sagt dazu unverblümt: „Gerade zur Weihnachtszeit müssen wir dagegenhalten. Wer christliche Grundwerte politisch verhöhnt, sollte dafür nicht auch noch Beifall bekommen.“
Auch die Lage unter den amerikanischen Evangelikalen schildert er kritisch: Dort instrumentalisierten führende Politiker Gottesdienste regelrecht, um politische Botschaften einzuschleusen. Ähnlich sieht Bedford-Strohm es in Russland, wo Präsident Putin, gestützt auf christlich-kulturelle Narrative, einen grausamen Angriffskrieg gegen die Ukraine führe – mit täglich neuen zivilen Opfern.
Dieser Missbrauch christlicher Botschaften, so Bedford-Strohm, verkehre deren Sinn ins Gegenteil. Weihnachten sei daher ein Moment der Wahrheit: „Missbrauch der Religion hat hier keinen Platz.“
Auch in Deutschland bleiben seine Worte deutlich: Die AfD verstecke sich hinter dem Bekenntnis zum Christentum und richte es als Waffe gegen Geflüchtete – im Kern stehe das Christentum aber für Nächstenliebe und keine Ausgrenzung. Im Dialog mit AfD-Wählern sucht er trotzdem das Gespräch, sieht aber in ihrer politischen Linie einen klaren Gegensatz zu christlicher Ethik.
Hintergrund: Der Weltkirchenrat – auch als ÖRK bekannt – vereint über 350 Kirchen aus verschiedenen Strömungen und repräsentiert damit gut 600 Millionen Christen weltweit.
Bedford-Strohm unterstreicht in aller Deutlichkeit, wie gefährlich es sei, wenn Glaubensinhalte als politisches Werkzeug missbraucht werden – sei es in den USA mit Trumps populistischem Kurs, in Russland, wo christliche Werte als Deckmantel für Krieg dienen, oder in Deutschland, wo einzelne Parteien christliche Symbolik gegen Minderheiten nutzen. Der Weltkirchenrat, dessen Vorsitzender Bedford-Strohm aktuell ist, versteht sich als moralische Instanz, die quer durch Konfessionen und nationale Grenzen eine klare Linie gegen Instrumentalisierung von Religion bezieht.
Neuere Entwicklungen verstärken diese Sorge: In den letzten Tagen wurde gemeldet, dass auch in Europa religiös gefärbte Rhetorik Einzug in Wahlkämpfe und Parlamentsdebatten hält; Kirchenvertreter betonen vermehrt die Gefahr, dass der Glaube als Vorwand für nationalistische oder ausgrenzende Politik herhalten muss – wobei das eigentliche Anliegen des Christentums, Menschenwürde und Mitgefühl, dabei zu oft auf der Strecke bleibt.