Jede*r, der schon einmal an einer Käsetheke die exotische Sorte aus fernen Ländern gekostet hat, kennt das: Ein freundliches Lächeln, ein kleines Schälchen zum Probieren – und vielleicht landet direkt ein Stück im Einkaufskorb. Aber erkauft sich der Handel die kleinen Umsatzschübe mit einem enormen personellen Aufwand? Die Forschergruppe um Robert Zniva von der FH Salzburg wollte dieser Frage ganz praktisch nachgehen. Das Experiment: Ein Roboter, der sich eigenständig durch den Markt schlängelt, mit Kund*innen auf Tuchfühlung geht und dabei Werbebotschaften über ein Display ausspielt. Bemerkenswert: Die Maschine ist kein Ersatz fürs Personal, sondern eher eine Art rollender Assistent, der selbstständig Routinejobs abnimmt, damit das menschliche Team mehr Zeit fürs Zwischenmenschliche hat.
Doch wie kommt das Ganze wirklich bei echten Kundinnen und Kunden an? Manche besuchen den Supermarkt bewusst wegen des menschlichen Kontakts – andere zeigen sich offen für solche technischen Experimente. Was im Labor künstlich klingt, wurde im Sparmarkt mitten im Adventalltag durchgetestet: KettyBot verteilte Proben, sammelte Reaktionen ein. Interessant ist, dass nicht nur die Technik, sondern auch die Akzeptanz im Fokus stand – und, ob die Mitarbeitenden die Roboter-Unterstützung eher als Hilfe denn als Konkurrenz begreifen. Ein bisschen erinnert das Experiment an eine Kooperation zwischen Mensch und Maschine, wie man sie sich in Sci-Fi-Filmen vorstellt – nur eben ohne Laserkanonen, sondern mit Käsewürfeln.
Für die Ausbildung von Handelsmanager*innen ist das alles mehr als nur technische Spielerei. Solche Erfahrungen fließen direkt ein in den neuen Masterstudiengang "Retail & Technology", der in Österreich so nur an der FH Salzburg existiert. Berufsbegleitend, vier Semester, breite Themenpalette – von Digitalisierung bis Ladenmanagement. Man könnte fast meinen: Wer jetzt einsteigt, lernt nicht nur, wie Handel heute funktioniert, sondern wie sich morgen Kund*innen vielleicht am ehesten begeistern lassen.
Die Kombination von Robotik und Handelsforschung, wie sie aktuell an der FH Salzburg praktiziert wird, eröffnet neue Perspektiven für den stationären Einzelhandel, der zunehmend auf innovative Technologien angewiesen ist. Während erste Rückmeldungen aus Experimenten wie mit KettyBot gemischt ausfallen – von Begeisterung bis leiser Skepsis –, zeigt sich doch, dass der Einsatz von Service-Robotern Routinearbeiten im Handel spürbar erleichtern und das Personal entlasten könnte. Diese Entwicklungen bewegen derzeit den gesamten Einzelhandel, nicht nur in Österreich: Auch in Deutschland und anderen Ländern werden unterschiedliche Serviceroboter-Modelle getestet, unter anderem bei Edeka, MediaMarkt und Rewe. In der Regel begegnet das Personal solchen Veränderungen mit gemischten Gefühlen – Angst vor Arbeitsplatzverlust, aber auch Hoffnung auf weniger monotone Arbeit – und die Kundschaft entscheidet oft sehr situativ, ob sie von einem Roboter angesprochen werden möchte. Zuletzt hat die Diskussion um KI und Automatisierung im Handel noch an Fahrt aufgenommen, nicht zuletzt wegen des anhaltenden Personalmangels insbesondere bei einfachen Services. In einem umfassenden Bericht der Deutschen Welle wird etwa beleuchtet, wie Roboter in Asien und den USA längst zum Handelsalltag gehören und in Europa vermehrt sowohl als Verkaufshelfer als auch zur Kundenbefragung eingesetzt werden. Und: Neue Studien betonen, dass die richtige Balance aus Mensch und Technologie entscheidend dafür sein wird, ob Zukunftsmodelle im Handel akzeptiert und erfolgreich umgesetzt werden (Recherche ergänzt, Stand: Juni 2024).