Es kommt mir manchmal fast unheimlich selbstverständlich vor: Wer heute Fragen hat, sich einsam fühlt oder einfach ein bisschen ratlos durch den Tag schlingert, der landet nicht selten bei irgendeinem KI-Bot im Smartphone. Plötzlich übernehmen Algorithmen Jobs, für die früher Herz und Verstand gefragt waren – Berater, Kumpel, Lernpartner, manchmal gar digitale Seelsorger. Solche KI-Systeme, meist generativ gestrickt, geben sich einfühlsam und allzeit bereit. Die Schattenseite? Es entstehen Bindungen, die nur auf einer Seite echt sind: Man spricht von parasozialen Beziehungen – eine Illusion von Nähe.
Dieses Jahr lenkt klicksafe die Aufmerksamkeit auf genau diese neue Nähe: Unter dem Titel "KI and me. In künstlicher Beziehung." fragt der Aktionstag, wie Kinder und Jugendliche heute überhaupt noch lernen können, echte Freundschaften und Beziehungen aufzubauen, wenn digitale Gefährten nicht nur informieren, sondern auch Gefühle, Intimität und Verständnis vorgaukeln. Fakten gefällig? Knapp 90 Prozent der Heranwachsenden nutzen Tools wie ChatGPT beinahe täglich, so die JIM-Studie (2025). Dr. Marc Jan Eumann, der als Kenner für Medienregulierung gilt, warnt: Wir lassen eine ganze Generation KI-Experimenten aussetzen, ohne echte Kontrollinstanzen – erst recht im Drahtseilakt rund um Freundschaft, Liebe und Identität.
Virtuelle Freunde sind, mal ehrlich, immer da. Sie sind nie genervt, sagen immer das Richtige, verführen zur Gedankenträgheit. Doch der Preis? Schnell entsteht emotionale Abhängigkeit. Es gab ja schon Fälle, in denen Jugendliche Gesundheitsratschlägen von Chatbots Glauben schenkten oder durch Deepfake-Lügen verunsichert wurden. klicksafe will nicht nur warnen, sondern aufklären: Zum Safer Internet Day werden Jugendliche bundesweit in Livestream-Unterrichtsstunden eingeladen, um genau diese Fragen auszudiskutieren. Wie beeinflusst KI unser Denken, unsere Gespräche, unser Gefühl füreinander?
Lehrkräfte erhalten Material aus der Praxis, nicht aus dem Lehrbuch, und können so echte Medienkompetenz trainieren – kritisches Nachdenken, Hinterfragen und ein feines Sensorium gegenüber KI-gemachten Einflüsterungen. Wer aktiv werden will, meldet seine Aktion oder Schule einfach direkt online an. Übrigens: Der ganze Februar wird diesmal zum "Safer Internet Month" ausgedehnt. Alle, die für digitale Verantwortung einstehen – Schulen, NGOs, Start-ups oder Behörden – können eigene Veranstaltungen anmelden.
Fehlt noch was? Ach ja, die nächste große JIM-Studie mit frischen Zahlen kommt Mitte November. Schon jetzt ist klar: Die Frage ist nicht mehr, ob KI Beziehungen verändert – sondern wie sehr und wie wir damit umgehen. Wer mehr wissen will, Fotos sucht oder ganz praktisch einsteigen möchte, schaut am besten direkt auf klicksafe vorbei.
Der Safer Internet Day 2026 legt mit dem Motto "KI and me. In künstlicher Beziehung." einen deutlichen Fokus auf die Wechselwirkung zwischen künstlicher Intelligenz und zwischenmenschlichen Beziehungsstrukturen, vor allem bei jungen Nutzerinnen und Nutzern. Angesichts der Tatsache, dass laut JIM-Studie weit über vier Fünftel der Jugendlichen mit KI-Systemen wie ChatGPT regelmäßig interagieren, wächst die Sorge vor emotionaler Abhängigkeit, Manipulation durch Deepfakes und dem Nachahmen von KI-generierten Gesundheits- oder Beziehungsratschlägen. klicksafe sieht die Stärkung der Medienkompetenz als zentralen Hebel, dem mit vielfältigen Unterrichtsangeboten, Livestreams und Mitmach-Aktionen begegnet wird – wobei die medienpädagogische Arbeit zunehmend auch kritische Reflexion und technische Aufklärung einschließt. Die aktuelle politische Debatte in Deutschland diskutiert zudem, wie einerseits die Innovationskraft von KI in Bildung und Alltag genutzt werden kann, während auf der anderen Seite Datenschutz, psychische Gesundheit und Schutz Minderjähriger stärkeren gesetzlichen Rahmenbedingungen und Aufklärung bedürfen (laut taz und Spiegel).
In den letzten 48 Stunden erschienen auf verschiedenen deutschen Nachrichtenseiten folgende relevante Artikel:
1. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die aktuelle Debatte zur EU-Regulierung von KI-Systemen in Schulen: Dabei betonen Expert*innen, dass klare Regeln über Datenverwendung und Transparenz geschaffen werden müssen, damit Schüler*innen vor unfairen Beurteilungen oder mentalen Risiken geschützt werden. Gleichzeitig werden Chancen für individuell abgestimmtes Lernen hervorgehoben (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
2. Die Zeit diskutiert die Herausforderung, wie KI zunehmend die Kommunikation in Familien und Freundeskreisen beeinflusst – insbesondere, welche neuen Konfliktlinien entstehen, wenn Jugendliche KI-Avatare als emotionale Ausweichpartner nutzen. Dabei werden Perspektiven von Eltern, Psycholog*innen und Jugendlichen aufgezeigt (Quelle: DIE ZEIT).
3. Der Spiegel hat ein längeres Feature über Deepfakes und das Problem von Desinformation veröffentlicht: Im Mittelpunkt steht, wie falsche KI-Inhalte das Vertrauen in Medien und persönliche Beziehungen untergraben, was vor allem für junge Menschen massive Folgen haben kann (Quelle: Der Spiegel).