Selbstständige in Deutschland: Ein Balanceakt zwischen Hoffnung und Sorge

Freiberufler und Kleinstunternehmer in Deutschland schwanken weiter zwischen vorsichtiger Zuversicht und anhaltender Verunsicherung.

09.12.25 07:41 Uhr | 29 mal gelesen

Manchmal fühlt sich das wirtschaftliche Leben als Selbstständiger hierzulande an wie eine Seiltänzernummer – ohne Netz, bei starkem Gegenwind. Laut den neuen Zahlen des Münchener Ifo-Instituts gab es zuletzt ein leichtes Aufatmen: Der sogenannte Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex stieg im November ein wenig nach oben, und zwar auf -19,8 Punkte (im Vormonat waren es noch -23,7 gewesen). Das klingt zwar nach einer Mini-Verbesserung, aber wir sprechen immer noch von ziemlich frostigen Temperaturen für Selbstständige – Geschäftslage und Zukunftsaussichten werden immerhin als weniger düster wahrgenommen. "Für Deutschlands Selbstständige ist es ein ständiges Auf und Ab", formuliert die Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber recht treffend. Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen drücken weiterhin auf die Investitionslust. Über ein Drittel der Solo-Unternehmer:innen und Kleinbetriebe will 2026 sogar weniger investieren, nur ein Bruchteil plant überhaupt Aufstockungen. Der Unterschied zur breiten Wirtschaft ist auffällig: In der Gesamtwirtschaft will immerhin fast jeder vierte Betrieb wieder mehr investieren. Spannend wird es bei der Finanzierung. Laut einer Ifo-Umfrage verlassen sich satte 91 Prozent der Ein-Personen-Unternehmen und Minifirmen auf ihr eigenes Geld, knapp ein Viertel nutzt Leasing oder Beteiligungskapital, etwa jede(r) siebte bekommt Hilfe aus dem Freundes- und Familienkreis. Bankkredite? Nutzen zwar 46 Prozent - aber vor allem die Kleinstunternehmen, während viele Soloselbstständige ohne Darlehen auskommen (oder müssen). Die Schattenseite: Wer so stark auf eigene Mittel angewiesen ist und kaum finanzielle Puffer von außen bekommt, steht bei Auftragseinbrüchen und ungeplanten Ausgaben schnell mit dem Rücken zur Wand.

Selbstständige in Deutschland bewegen sich weiterhin auf unsicherem Terrain: Trotz eines kleinen Anstiegs beim Geschäftsklimaindex vom Ifo-Institut bleibt das Niveau niedrig, und die Zukunftsaussichten erscheinen zwar weniger pessimistisch, strahlen aber auch noch lange keinen Optimismus aus. Der zurückhaltende Wille zu investieren hängt direkt mit der Unsicherheit über wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Fördermittel zusammen – erschreckend wenige wagen neue Anschaffungen oder Ausgaben, während im restlichen Mittelstand zumindest ein wenig mehr Mut herrscht. Besonders kritisch bleibt die Abhängigkeit von Eigenkapital: Fast alle Selbstständigen greifen darauf zurück, während Bankkredite vor allem für Kleinstunternehmen eine Rolle spielen; diese Struktur macht die Szene anfällig für wirtschaftliche Einbrüche, plötzliche Auftragslücken oder unerwartete Ausgaben. In aktuellen Medienartikeln wird der Druck auf Selbstständige weiter thematisiert: Viele berichten über zusätzliche Belastungen durch neue bürokratische Hürden, steigende Preise für notwendige Dienstleistungen und die immer noch schleppend laufende Digitalisierung, insbesondere bei der Förderung kleiner Firmen und Startups (Quelle: ZEIT Online). Die politischen Maßnahmen zur Abmilderung der Energiepreise und zur Verbesserung des Zugangs zu Krediten stoßen zwar auf Zustimmung, werden aber vielerorts als zu langsam und zu bürokratisch empfunden (Quelle: FAZ.NET). Immer wieder taucht auch die Sorge auf, dass viele Solo-Selbständige aus Existenzangst langfristig in prekäre Beschäftigungsverhältnisse abgleiten könnten – oder ihre unternehmerische Tätigkeit ganz aufgeben müssen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

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