Startschuss für die 77. Frankfurter Buchmesse – Literatur im Spannungsfeld von Fantasie und Debatte

Mit feierlichen Worten fiel am Dienstag der offizielle Startschuss für die 77. Frankfurter Buchmesse. Das diesjährige Motto: 'Fantasie beseelt die Luft'.

14.10.25 23:45 Uhr | 79 mal gelesen

Frankfurt am Main – Der Herbst bringt nicht nur bunte Blätter, sondern diesem Jahr auch erneut das größte Treffen der Buchwelt nach Frankfurt: Seit Dienstag läuft die 77. Auflage der Frankfurter Buchmesse, die diesmal unter dem inspirierend-verspielten Leitspruch 'Fantasie beseelt die Luft' steht. Zunächst sind die Tore der Messe wie üblich ausschließlich für Fachpublikum geöffnet; erst am Freitag dürfen sich dann auch Leseratten und Neugierige aus dem Publikum ins Büchergetümmel stürzen. Juergen Boos, seit Jahren der engagierte Kapitän der Buchmesse, sprach das Bedürfnis nach verbindenden Momenten an – insbesondere jetzt, wo in der Welt vielerorts erneut Mauern wachsen. Auf den Punkt brachte Boos es so: "Gerade wenn Grenzen wieder Macht gewinnen, wird literarischer Austausch zur politischen Urkraft." Und man spürt förmlich das Ringen um ein bisschen Hoffnung in seinen Worten. Wolfram Weimer, amtierender Kulturstaatminister, unterstrich in seiner Rede, dass die Messe weit über einen reinen Handel mit Literatur hinausgehe. Sie sei – so sagt er – der Ort, an dem frei gedacht und gesprochen werden dürfe, womit die Unsichtbarkeit von Zensur und Fanatismus herausgefordert werde. Gerade in Zeiten, in denen Autokraten weltweit erstarken, erscheine Literatur als Korrektiv, das nicht einfach hingenommen werden dürfe. Besonders kritisch setzte sich Weimer mit den Aktivitäten großer Tech-Firmen auseinander: Giganten aus den USA und China würden KI-Systeme massenhaft mit menschlichen Werken füttern, ohne die Autoren zu entlohnen oder überhaupt zu fragen. "So verkommen einst autonome Kulturen zu bloßen Rohstofflieferanten für Datengier" – bringt Weimer seine Kritik, die fast schon an eine kämpferische Ansage erinnert. Das Klima, so sein Appell, verlange nach klaren Regeln für Urheberrechte im digitalen Zeitalter. Eingerahmt wurde das alles von Beiträgen der Gastgeber und der Ehrengäste: Hessiens Kultusminister Armin Schwarz, Frankfurts OB Mike Josef – und als politisches Gesicht der Philippinen Senatorin Loren Legarda. Musikalisch und poetisch gab es Stimmen aus beiden Ländern, etwa von den Philippine Madrigal Singers und den Lyrikerinnen Merlie Alunan, Marjorie Evasco und Mookie Katigbak-Lacuesta – besonders beim letzten Namen bleibt der Klang noch einen Moment länger im Ohr.

Die 77. Frankfurter Buchmesse setzt 2024 mit dem Leitspruch ‚Fantasie beseelt die Luft‘ ein Zeichen für die integrative Kraft von Literatur in einer Zeit, in der politische und gesellschaftliche Gräben wachsen. Die Eröffnung brachte neben Statements für Meinungs- und Kunstfreiheit auch eine deutliche Kritik an Technologie-Konzernen, die Künstliche Intelligenz mit urheberrechtlich geschützten Texten füttern – ein Thema, das international debattiert wird und zuletzt durch Klagen von Verlagen und Autor*innen weiter Fahrt aufgenommen hat. Laut aktuellen Medienberichten ist auf der Messe außerdem ein spürbares Bedürfnis nach Dialog zu Konflikten wie dem Gazakrieg und Meinungsvielfalt festzustellen. Die Philippinen, diesjähriger Ehrengast, präsentieren vielfältige Literatur und Kultur, darunter auch eine verstärkte Sichtbarkeit indigener Stimmen. Die Messe diskutiert ebenso aktuelle Branchenthemen wie wirtschaftlichen Druck auf Verlage, die Herausforderungen unabhängiger Autor*innen und innovative Trends im Self-Publishing. (Recherche-Update 2024)

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Über die Frankfurter Buchmesse berichtet die ZEIT, dass das diesjährige Programm stark von Diskussionen über Meinungsfreiheit, Nahostkonflikt und gesellschaftlichen Zusammenhalt geprägt ist, wobei auch Proteste und Boykotte im Fokus stehen. Viele Verlagshäuser und Autor*innen setzen sich aktuell öffentlich für friedlichen Austausch und gegen Ausgrenzung ein. Neben der Literatur steht auch der verantwortliche Umgang mit Sprache und KI weiterhin im Mittelpunkt (https://www.zeit.de).

Der Spiegel hebt hervor, dass die Messe 2024 durch die Auswirkungen äußerer Krisen politischer denn je ist: In mehreren Veranstaltungen wurde über Zensur, Rassismus und die Verantwortung von Kulturschaffenden gesprochen. Thema ist zudem das angespannten Verhältnis von Technik und Kreativität, insbesondere im Hinblick auf Künstliche Intelligenz und Autorenrechte. Internationale Prägung erhält die Messe nicht zuletzt durch das Philippinen-Programm, das auch Marginalisierte explizit zu Wort kommen lässt (https://www.spiegel.de).

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die Buchmesse sich zunehmend als Dialograum in einer polarisierten Welt versteht: Vielfältige Lesungen und Diskussionen verdeutlichen, wie Literatur als Zugang zu Empathie und Verständigung gerade angesichts weltweiter Konflikte wirkt. Zugleich gibt es kritische Stimmen über die Kommerzialisierung und politische Instrumentalisierung der Messe, was etwa bei Gesprächen über Autorenrechte und internationale Gastprogramme deutlich wurde (https://www.sueddeutsche.de).

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