Wie viele Garnelen habe ich, ehrlich gesagt, selbst schon achtlos gegessen? Es ist ein Gedanke, der sich aufdrängt, wenn man den Videoaufruf von Marie von den Benken und anderen Prominenten sieht, die Aldi zur Rede stellen. Besonders hängen bleibt der Satz des Naturfilmers Christian Ehrlich: 'Das meistgegessene Tier Deutschlands? Garnelen.' Während viele noch denken, Hühner oder Schweine würden diesen Titel tragen, läuft im Hintergrund schon längst ein Massengeschäft mit kleinen Krebstieren – verbunden mit bizarren Praktiken. Die aktuelle Recherche des International Council for Animal Welfare lässt einen schlucken: In den Garnelenfarmen Indiens und Indonesiens werden Muttergarnelen regelrecht verstümmelt – ihre Augen abgetrennt, um die Eierproduktion zu steigern. Noch makaberer vielleicht: Das Töten der Tiere erfolgt oft durch Ersticken im Eiswasser, anstatt durch Betäubung. Aldi, so zeigen die Nachforschungen, bezieht unter anderem von Farmen, in denen diese Methoden angewendet werden.
Das Video der Influencerinnen und Aktivisten – darunter Bobby Alexander Stein, Brix Schaumburg und Anna Schwaab – hat eine Welle ausgelöst. Kommentare reichen von Entsetzen bis Aktionismus. Einige berichten, postwendend selbst Briefe an Aldi geschrieben zu haben. Andere mussten sich erst einmal sammeln, so schockierend fanden sie die Aufnahmen. Interessant: Manche hatten überhaupt keine Ahnung von den Vorgängen – und entfalten erst jetzt, durch das Video, ein neues Verantwortungsgefühl. Der Discounter selbst hat bisher ausweichend auf Nachfragen reagiert. Wo andere Supermarktketten beide problematischen Praktiken bereits für die nächsten Jahre verboten oder Einschränkungen angekündigt haben, verweist Aldi auf den branchenüblichen Zeitplan und lotet mit einem 'Pilotprojekt' zur elektrischen Betäubung herum, bleibt aber vage.
Angesichts von 2,5 Milliarden verzehrten Garnelen jedes Jahr in Deutschland – kaum vorstellbar eigentlich – beginnt langsam eine Diskussion, die an Fahrt aufnimmt. Manch einer wird sich beim nächsten Einkaufsbummel womöglich an das Video erinnern. Und übrigens: Wer sich engagieren will, kann unter aldigarnelen.de direkt eine Petition unterschreiben.
Das Thema Garnelenquälerei rückt durch den gemeinsamen Appell bekannter Persönlichkeiten – darunter die Autorin Marie von den Benken und der Tierfilmer Christian Ehrlich – verstärkt ins öffentliche Bewusstsein. Die in den Recherchen des ICAW dokumentierten Methoden offenbaren gravierende Missstände, etwa das brutale Abschneiden der Augen von Muttergarnelen (Augenablation) und das unbetäubte Töten durch Eiswasser, was internationale Debatten um Tierschutzstandards auslöst. Während Konkurrenten wie REWE und EDEKA laut Medienberichten verbindliche Fristen für das Verbot solcher Methoden setzen, bleibt Aldi bislang bei vagen Ankündigungen und verweist auf Branchenstandards, was den öffentlichen Druck weiter steigert. Nach Recherchen u.a. von der "Süddeutschen Zeitung" und "Der Zeit" diskutiert die Branche auch über Alternativen wie Aquakulturen mit verbesserten Haltungsbedingungen und fordert gesetzlichen Nachbesserungsbedarf, da die meisten deutschen Verbraucher noch immer schlecht über die Praxis informiert sind. Die Diskussion dreht sich inzwischen auch um ethische Fragen: Wissenschaftliche Studien, zuletzt von der London School of Economics, stufen Garnelen als schmerzempfindliche Tiere ein, was politische Maßnahmen in anderen europäischen Ländern bereits nach sich zog (Quellen: taz, sueddeutsche.de, zeit.de).