Dass aktuell in Belgien ein Lager voller Verhütungsmittel im Wert von fast zehn Millionen US-Dollar darauf wartet, vernichtet zu werden, klingt wie ein schlechter Scherz – ist aber unfassbare Realität. Geplant war, dass diese Präparate durch USAID an Länder mit niedrigen oder mittleren Einkommen verteilt werden – nun jedoch greift eine neue Direktive der US-Regierung. Internationale Organisationen schlagen Alarm: Trotz Verzögerungen kämpfen Akteure wie UNFPA, Ärzte ohne Grenzen und andere NGOs weiter für die Herausgabe. Die DSW hat gemeinsam mit 16 weiteren Organisationen Bundeskanzler Merz, Außenminister Wadephul und Entwicklungsministerin Alabadi Radovan schriftlich aufgefordert, sich für den Verbleib der Mittel einzusetzen. Eine Petition, über 3700 Stimmen stark, liegt bereits auf dem Tisch.
Doch die Vernichtung verschärft einen Mangel, der schon heute für viele lebensbedrohlich ist. Laut Guttmacher Institut könnten mit den Mitteln Hunderttausende ungewollte Schwangerschaften und riskante Abbrüche verhindert werden – Zahlen, die kaum zu ignorieren sind. Gerade in Afrika südlich der Sahara ist das Problem akut, bestätigt DSW-Expertin Ludi Schlageter: Fast jede zehnte Frau bekommt hier vor ihrem 18. Geburtstag ein Kind – mit verheerenden Folgen für Ausbildung, Unabhängigkeit und Perspektive. Die Mauern, die Frauen und Mädchen vom Zugang zu selbstbestimmter Sexualität und Gesundheit trennen, müssen eingerissen statt weiter hochgezogen werden, mahnt Dara Kaas von Americans for Contraception.
Die Herausforderungen wachsen jedoch weiter: Das US-Engagement in der internationalen Familienplanung ist um 600 Millionen Dollar jährlich gesunken, gleichzeitig zieht sich Europa Schritt für Schritt zurück. Auch Deutschlands Beitrag zur UNFPA wird radikal gekürzt – von 42,5 auf 28,4 Millionen Euro in nur zwei Jahren. Im Unterschied dazu plädiert die DSW für eine Verdoppelung der Mittel, weil eine starke, wertebasierte und kooperative Politik nötiger denn je sei.
Das Thema 'Verhütung als Menschenrecht' gewinnt in Zeiten knapper Budgets und politischer Polarisierung neue Dringlichkeit. Während Millionen dringend auf Verhütungsmittel angewiesen sind, blockieren politische Restriktionen und Sparmaßnahmen den Zugang – und das, obwohl wissenschaftliche Schätzungen zeigen, wie viele ungeplante Schwangerschaften, riskante Geburten und Abbrüche verhindert werden könnten. Gerade für junge Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern bedeutet der fehlende Zugang oftmals das frühe Ende von Schulkarrieren und die Verfestigung von Armut.
Laut aktuellen Berichten (u. a. von der Deutschen Welle und Zeit Online) sind Budgetkürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit kein Einzelfall: Auch in Deutschland hat sich die Debatte um finanzielle Prioritäten verschärft, wobei insbesondere die Unterstützung von Bildungs- und Gesundheitsprojekten in Afrika in Frage steht (Quelle: [Deutsche Welle](https://www.dw.com)). In Brüssel berichten Beobachter, dass die Vernichtung von Medikamenten und medizinischen Präparaten längst nicht nur Verhütungsmittel betrifft; zahlreiche Projekte der Entwicklungszusammenarbeit stehen still, weil Ausfuhrgenehmigungen blockiert oder Hilfsgüter nicht freigegeben werden (Quelle: [Zeit Online](https://www.zeit.de)). Zudem zeigt ein Bericht im Spiegel, dass konservative Bewegungen in den USA und Europa gezielt versuchen, Fortschritte zu sexual- und reproduktionsgesundheitlichen Rechten rückgängig zu machen, meist mit dem Vorwurf, westliche Werte aufzwingen zu wollen (Quelle: [Der Spiegel](https://www.spiegel.de)).
Dieses Zusammenspiel aus politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren sorgt dafür, dass die Forderung nach Selbstbestimmung längst kein abgehaktes Thema ist, sondern aktuell und dringend bleibt.