Alarmierende Zunahme psychisch bedingter Fehlzeiten: DGB schlägt Alarm

Die mentalen Belastungen in deutschen Unternehmen hinterlassen immer stärkere Spuren – der jüngste Fehlzeiten-Report der AOK treibt dem DGB Sorgenfalten auf die Stirn.

14.10.25 23:43 Uhr | 32 mal gelesen

Sind psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch am Arbeitsplatz? Anja Piel vom DGB findet dazu ziemlich klare Worte – sie sieht in der Entwicklung ein Warnsignal, das die Unternehmensführungen nicht länger ignorieren dürfen. Viele arbeiten am Limit: Überstunden, Termindruck, und dann obendrauf noch die ständige Angst, Fehler zu machen. Manchmal habe ich das Gefühl, das Arbeitsleben ist wie ein nie endender Marathon, bei dem einem immer wieder ein neues Hindernis in den Weg geworfen wird. Dazu kommt ein Problem, das eigentlich altbekannt sein sollte: Die Verpflichtung der Arbeitgeber, psychische Belastungen individuell zu prüfen und wirksam abzustellen, bleibt oft nur schöne Theorie. Piel meint, was es braucht, sind mehr Kontrollen und, ehrlich gesagt, auch ein bisschen Druck – erst wenn die Regeln tatsächlich überwacht werden, bewegt sich vielleicht was in Sachen mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz. Was nutzen Tollhauskonzepte auf dem Papier, wenn sie in der Realität jeder dritte Chef mit einem Achselzucken abtut? Vielleicht wäre weniger Haltenreden, mehr Handeln mal eine echte Option.

Der DGB äußert sich besorgt über den Anstieg krankheitsbedingter Fehlzeiten aufgrund psychischer Probleme, wie sie im aktuellen Fehlzeiten-Report der AOK dokumentiert sind. Besonders seit der Corona-Pandemie steigen die Belastungen am Arbeitsplatz; Flexibilisierung, Homeoffice und eine allgegenwärtige Erreichbarkeit erhöhen zusätzlichen Druck. Neue Zahlen zeigen, dass Depressionen, Erschöpfung und Angststörungen zu den häufigsten Ursachen für Fehltage gehören – beim Thema Prävention und Entlastung der Beschäftigten hinken viele Betriebe hinterher. Auch neuere Initiativen, wie verpflichtende Gefährdungsbeurteilungen, zeigen laut Experten bislang oft zu wenig Wirkung. Laut DGB und weiteren Verbänden besteht dringend Handlungsbedarf: bessere Kontrollen, konsequenter Arbeitsschutz und eine Unternehmenskultur, die mentale Gesundheit nicht dem Rotstift opfert.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

In einem aktuellen Artikel auf taz.de wird berichtet, dass insbesondere jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vermehrt psychisch belastet sind. Der Artikel hebt hervor, wie das Stigma rund um psychische Erkrankungen langsam abgebaut wird, während gleichzeitig die Zahl der Therapieanfragen in die Höhe schnellt. Unternehmen und Politik werden gleichermaßen in die Pflicht genommen, Strukturen zu schaffen, die psychische Gesundheit ernsthaft fördern. (Quelle: taz)

Die Süddeutsche Zeitung analysiert die Ursachen für die steigenden Fehlzeiten und nennt explizit den Digitalisierungsschub während der Pandemie als einen verstärkenden Faktor. Mobilität, Homeoffice und permanente Erreichbarkeit führen laut mehreren Experten zu einer paradoxen Mischung aus Kontrolle und Ohnmacht – viele Beschäftigte fühlen sich den neuen Anforderungen schlicht ausgeliefert. Der Artikel plädiert für eine offenere Gesprächskultur und fordert mehr Weiterbildung für Führungskräfte zum Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Der Spiegel berichtet, dass sich laut aktuellen Studien die Zahl der Fehltage wegen psychischer Leiden innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt hat. Besonders auffällig ist der starke Anstieg bei Frauen mittleren Alters und Sozialberufen, für die Arbeitsmenge und fehlende Anerkennung als massive Stressoren genannt werden. Der Beitrag hinterfragt, warum vorhandene Arbeitsschutzgesetze so selten konsequent angewandt werden und macht deutlich: Ohne politischen und gesellschaftlichen Druck bleibt das Problem ungelöst. (Quelle: Spiegel Online)

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