Betriebsräte bremsen Lohneinbußen durch Roboter – neue Forschungsbefunde

Gerade im industriellen Umfeld zahlt sich Mitbestimmung für Angestellte aus, wenn Firmen zunehmend auf Automatisierung setzen.

heute 10:23 Uhr | 23 mal gelesen

Eine aktuelle Untersuchung des Ifo-Instituts, zusammen mit der Uni Konstanz und dem IAB, wirft ein Schlaglicht auf ein oft unterschätztes Thema: Betriebsräte wirken wie ein Puffer gegen die negativen Folgen der Automatisierung, vor allem, wenn es um Jobs und Gehälter von Produktionsmitarbeitern geht. Oliver Schlenker, der beim Ifo-Institut in Fürth forscht, sagt dazu, dass diese betriebliche Interessenvertretung nicht nur das Risiko von Stellenstreichungen mindert, sondern auch den Lohnverfall abfedert – zumindest für die direkt in der Produktion Beschäftigten. Interessant ist, dass sich der Effekt nicht durch außergewöhnliche Lohnsteigerungen erklären lässt, sondern vielmehr dadurch, dass gerade Routinearbeiter besser vor Einbußen geschützt werden. Zugleich allerdings stagniert in Betrieben mit Betriebsrat das Lohnniveau für Beschäftigte außerhalb der Produktion, was die Kluft zwischen den Mitarbeitergruppen verringert – auf Kosten potenzieller Lohnzuwächse bei den Nicht-Produktionsberufen. Wolfgang Dauth vom IAB fasst zusammen: Betriebsräte sind Stabilitätsfaktoren, auch wenn ihre Schutzmechanismen nicht für alle gleich wirken. Ein weiterer Befund: Schon vor Einsatz neuer Roboter in Produktionsbetrieben waren Unternehmen mit Betriebsrat etwas produktiver – nach Automatisierung wächst dieser Vorsprung aber deutlich an, auf ein signifikantes Niveau. Die Forschungsbasis: Das IAB-Betriebspanel mit über 15.000 repräsentativen Firmen liefert dabei die Datengrundlage, verbunden mit individuellen Verwaltungsdaten, um den Zusammenhang glaubwürdig herzustellen. Übrigens, die Details der Mitbestimmung, der Robotereinsatz und die differenzierten Effekte zeigen: Die innerbetriebliche Demokratie bleibt ein scharfes Schwert in Zeiten des technologischen Wandels.

Kurz gesagt: Betriebsräte erhöhen in Zeiten von Automatisierung die Beschäftigungssicherheit und verhindern, dass Löhne in der Produktion abrutschen – das legt die gemeinsame Studie von Ifo, IAB und Uni Konstanz nahe. Besonders spannend: Der Produktivitätsvorsprung von Unternehmen mit Betriebsrat wird durch den Robotereinsatz noch größer, wobei die Lohnungleichheit im Betrieb weniger schnell wächst als ohne. Weitere aktuelle Analysen zeigen, dass Ängste vor Jobverlust durch Automatisierung in Deutschland zwar weiter verbreitet sind, aber dort, wo Betriebsräte und Sozialpartnerschaft stark sind, Umwälzungen moderater ablaufen; Tarifbindung und Weiterbildung verstärken diesen Effekt, wie aus Artikeln auf ZEIT ONLINE, FAZ.NET und taz.de hervorgeht.

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