Deutschlands Regionalbanken unter magischer 1.000er-Marke: Fusionswelle ebbt nicht ab

Die deutsche Bankenlandschaft verändert sich erneut deutlich: Zum ersten Mal gibt es weniger als 1.000 eigenständige Volksbanken und Sparkassen – ein deutlicher Fingerzeig auf die anhaltende Welle von Fusionen und Übernahmen.

heute 12:06 Uhr | 21 mal gelesen

Glaubt man der alljährlichen Zählung durch die Beratungsexperten von Zeb, dann ist jetzt ein Meilenstein erreicht, den sich viele vor ein paar Jahren wohl nicht vorstellen konnten: Die selbstständigen Genossenschaftsbanken und Sparkassen in Deutschland zählen gemeinsam erstmals weniger als 1.000 Institute. Genauer: 987, nachdem in diesem Jahr 34 Geldhäuser vom Markt verschwunden sind. Interessant ist dabei, dass trotz einiger spektakulärer Bankenrettungen das Tempo der Zusammenschlüsse kaum zulegt. Bis November wurden 23 Fusionen bei den Genossenschaftsbanken registriert – manchmal gleich zu dritt oder zu viert. Im Endeffekt schrumpfte die Zahl um weitere 27 Institute auf jetzt 645. Zum Vergleich: 2024 waren es 25 weniger, in den zwei Jahren davor sogar 40 beziehungsweise 35. Auch die Sparkassenregion bleibt vom Trend nicht verschont. 2025 kam es dort zu sechs Fusionen – darunter ein Zusammenschluss von drei Sparkassen. Unterm Strich verringerte sich die Zahl um sieben auf 342 eigenständige Institute, wenn man die Berliner Sparkasse mitzählt. Bankenfusionen haben irgendwie etwas von aussterbenden Bäckereien in Kleinstädten: Man merkt den Verlust oft erst, wenn der Ansprechpartner vor Ort plötzlich zu einer Adresse in der Nachbarstadt weiterwandert. Bleibt die Frage, wie viel Lokalkolorit sich das Bankwesen noch leisten kann und will.

Die Entwicklung bei den Volksbanken und Sparkassen ist keineswegs neu, überrascht aber mit ihrer Unnachgiebigkeit: Über Jahre hinweg bröckelt die Zahl der eigenständigen Institute, vor allem durch Fusionen, die mitunter auch kleinere Krisen und Marktveränderungen abpuffern sollen. Die Gründe dafür liegen im zunehmenden Wettbewerbsdruck, dem digitalen Wandel und der Notwendigkeit, Kosten einzusparen – gerade kleinere Banken tun sich schwer, mit den Großen und den agilen Fintechs mitzuhalten. Zugleich warnen Fachleute (u.a. aus taz, FAZ und Süddeutscher Zeitung), dass durch diese Konzentration die regionale Verwurzelung und führende Rolle der Banken für Mittelstand und Kommunen gefährdet sein könnte. Aktuelle Ergänzungen aus letzten 48 Stunden: Die Zinspolitik der EZB setzt regionale Banken weiter unter Druck, sodass einige Sparkassen neue Gebührenmodelle und Filialschließungen prüfen (taz). Parallel diskutieren Brancheninsider, welche Rolle nachhaltige Geschäftsmodelle und Digitalisierung künftig spielen – laut Süddeutscher Zeitung könnten größere Fusionen zu effizienteren, aber auch weniger lokal geprägten Bankstrukturen führen. Auch Spiegel Online berichtet, dass viele Kunden verunsichert auf die Veränderungen reagieren, während gleichzeitig die Schließung von Bankfilialen zunimmt und die Digitalisierung ländlicher Regionen auf die Probe stellt.

Schlagwort aus diesem Artikel